Wie wirkt sich Corona auf den Handel von Lebensmitteln aus?
Welche Effekte hat die Konsumverlagerung? Das sind Fragen, die Gemüseerzeuger und vor allem diejenigen, die in der Verarbeitung tätig sind, beschäftigen.
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„Die Hersteller von Convenience- Erzeugnissen sind stark betroffen“, sagte Dr. Hans-Christoph Behr von der Agrarmarkt Informations- Gesellschaft (AMI) während eines Webinars zu diesem Thema Ende März. Es hänge davon ab, wie hoch der Anteil von Fresh Cut am Gesamt-Frischmarkt liegt. Hoch sei er beispielsweise bei Salaten und Blattgemüsen. Frischobst leide dagegen wenig unter dem Absatzrückgang im Außer-Haus-Verzehr. Tiefkühlkost treffe der Rückgang deutlich stärker.
In den zurückliegenden, coronageprägten Wochen stieg beispielsweise der Verkauf von se frischen Kartoffeln deutlich. Statt sonst üblichen 12% der Haushalte kauften 20% Kartoffeln ein. Einen (vorläufigen) Peak bei den Einkäufen sieht Behr in der Kalenderwoche (KW) 12, als viele Menschen ins Homeoffice geschickt wurden. Eine Beruhigung sieht Behr seit der KW 13.
Hamsterkäufe nicht überall
Er beschäftigte sich auch damit, ob die Zahl der kaufenden Haushalte parallel verläuft zur gekauften Menge. Ob also gehamstert werde. Das war tatsächlich der Fall, aber der „Corona-Effekt“ trat nur bei Produkten wie Mehl, Frischmilch, Kondensmilch oder Butter, aber auch bei Kartoffeln auf. Der stark gestiegene Absatz von Salatgurken habe jedoch wenig mit Corona zu tun, sondern beruhe auf einem schon vorher geplanten erhöhten (Aktions-)Angebot im Lebensmitteleinzelhandel (LEH).
Die Erzeugung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen als Grundstoff für die Verarbeitungsindustrie sei weniger beeinträchtigt, wenn kein Einsatz von Saisonarbeitskräften notwendig ist. Bei Obst und Gemüse stelle sich die Situation anders dar. Die fehlenden Saisonkräfte könnten weder zahlen- noch qualitätsmäßig aufgefangen werden. „Ein Kellner hält selten einen ganzen Tag beim Spargelstechen durch“, gab er zu bedenken. Zudem könne er unter Umständen eine ganze Spargelanlage ruinieren. Die stärkere Nachfrage ist bislang mit höchstens geringen Preisanstiegen einhergegangen. Etwas nach oben bewegt hätten sich die Preise von Eissalat, Brokkoli, Tomaten und Paprika aus Spanien.
Allerdings werde auch in Spanien und Italien Gemüse von Erntehelfern aus anderen Ländern geerntet. Diese fehlen nun auch dort, sodass ausfallendes Gemüse bei uns nicht dort beschafft werden könne. Das müsste über kurz oder lang eine Preiswirkung haben. Der LEH verzichte momentan auf Aktionen, da man lange Schlangen vor den Märkten vermeiden will.