Landwirte und Nützlinge auf dem Weg zum Dreamteam
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Der Anbau nachwachsender Rohstoffe und die Ökosystemleistungen der Insekten stehen besonders im Fokus des Projekts, außerdem müssen die Maßnahmen für die Landwirtschaft praktikabel sein. Deshalb sind viele Institutionen aus Forschung und PRaxis daran beteiligt wie das Johann Heinrich von Thünen-Institut (TI), das Julius Kühn-Institut (JKI), das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V., die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK NI), die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Landwirte in den Landschaftslaboren und Referenzlandschaften sowie weitere Praxispartner. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Vorhaben über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR). Der Abschlussbericht der Phase I kann schon hier gelesen werden.
Gemeinsam experimentieren und lernen
FInAL steht für „Förderung von Insekten in Agrarlandschaften“: In diesem Vorhaben sammeln Forschende, Landwirte nach dem Living Lab-Ansatz gemeinsam Erkenntnisse und lernen dabei voneinander. Ihre Experimentierräume sind drei sogenannte Landschaftslabore mit jeweils 900 Hektar in Bayern, Brandenburg und Niedersachsen. Hier setzen die Beteiligten auf eine geänderte Landbewirtschaftung, um Vielfalt und Anzahl der Insekten möglichst signifikant zu erhöhen. Im Fokus stehen dabei nicht zuletzt die nützlichen Eigenschaften von Biene, Käfer & Co., denn die Bemühungen sollen sich für beide Seiten lohnen. Außerdem geht es bei FInAL darum, die Tiere im Landschaftskontext zu fördern. Das heißt, dass nicht nur auf dem einzelnen Acker oder der einzelnen Wiese die Ressourcenverfügbarkeit und strukturelle Vielfalt erhöht und Störungen minimiert werden sollen, sondern auch alle umliegenden Lebensräume wie Feldraine, Gewässer, Hecken, Waldränder, Wege und deren Verknüpfung einbezogen werden.
Nützliche Insekten helfen dem Landwirt
Viele Insektengruppen spielen als Nützlinge eine wichtige Rolle. So fressen fast alle Laufkäfer-Arten Schädlinge wie Schnecken und Blattläuse, aber auch Eier, Puppen und Larven von anderen Insekten und einen großen Teil der ausfallenden Unkrautsamen. Libellen sind als Larve im Wasser und als Adulte an Land ebenfalls räuberisch. Wildbienen bestäuben zahlreiche Blütenpflanzen und tragen zu Samenansatz, Ertrag und Qualität von Nutzpflanzen bei. Parasitoide Wespen kontrollieren tierische Schaderreger zum Beispiel in Winterweizen und Winterraps. Schwebfliegen wiederum sind im Larvenstadium wichtige Gegenspieler von Schädlingen wie Blattläusen und Thripsen, die adulten Tiere fungieren als Bestäuber, auch von Kulturpflanzen.
In FInAL wurden für diese fünf Insektengruppen Steckbriefe mit Artenbeispielen erstellt. Sie beschreiben die Bedeutung der Insekten in der Agrarlandschaft, ihre Lebensraumanforderungen, ihre Gefährdung sowie die Fördermöglichkeiten im Landschaftskontext. Diese sind hier zu finden.
Vielfältige Maßnahmen
Seit 2021 setzen die Landwirte und weitere FInAL-Partner konkrete, insektenfördernde Maßnahmen in ihrem Einzugsbereich um. Im Projekt wurde dazu ein Katalog mit zahlreichen Anleitungen erarbeitet. Sie umfassen produktionsintegrierte und strukturelle Maßnahmen für Acker, Grünland, Gewässer- und Wegemanagement. Beispiele sind der Anbau von Dauer- und Mischkulturen, die Einsaat von Klee und Wildkräutern im Grünland, die Integration blühender Untersaaten in Biogaskulturen, Beetle Banks und vieles mehr. Die Anleitungen werden durch alle Beteiligten laufend weiterentwickelt und an betriebliche Strukturen sowie landschaftliche Gegebenheiten angepasst.
Ausblick
Während der gesamten Projektlaufzeit erfolgt ein vergleichendes Insektenmonitoring in den Landschaftslaboren und in Referenzlandschaften. Ziel ist es, so möglichst positive Veränderungen der Insektendiversität und damit die mögliche Wirkung der umgestalteten Agrarlandschaften statistisch nachzuweisen. Voraussetzung ist jedoch ein Monitoring über viele Jahre, um jährliche, wetterbedingte Schwankungen herausrechnen zu können.
Noch ist es zu früh für übertragbare Empfehlungen aus FInAL. Um generelle Empfehlungen für den Transformationsprozess im Landschaftskontext ableiten zu können, müssen weitere Untersuchungen erfolgen. Deshalb wird das Projekt aktuell in einer zweiten Phase bis Ende September 2025 fortgeführt.
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