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Hild Samen in Marbach:

Als Gemüsesaatgut-Unternehmen Regional im Weltkonzern

Hild Samen in Marbach ist eine Tochtergesellschaft von Bayer CropScience, einem weltweit tätigen Konzern, und trotzdem regional orientiert. Bei der Eröffnung des neuen Saatguttechnologiezentrums zeigte sich, wie Regionalität und ein Weltkonzern zusammenpassen.
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Douwe Zijp, Nunhems, Dr. Paul Rubitschek, Hild, und Achim
Noack, Bayer Crop Science, bei der offiziellen Eröffnung des
Saatguttechnologiezentrums
in Marbach.
Douwe Zijp, Nunhems, Dr. Paul Rubitschek, Hild, und Achim Noack, Bayer Crop Science, bei der offiziellen Eröffnung des Saatguttechnologiezentrums in Marbach.Valenta; Fischer-Klüver
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Nunhems, die Gemüsesaatgutsparte von Bayer CropScience, vermarktet Saatgut global. „Hild dagegen setzt auf Spezialprodukte, die für Nunhems zu klein sind, wie Kräuter oder Radies“, erklärte Douwe Zijp, Vorstandsvorsitzender von Nunhems. Auch Dr. Paul Rubitschek, Geschäftsführer von Hild, betonte den firmeneigenen Slogan „Hild – Der Züchter vor Ort“. Die Verbundenheit von Hild mit der Region zeigte sich auch bei der Eröffnungsfeier. Nicht nur geladene Gäste und Angestellte konnte die neue Halle in Augenschein nahmen. Auch Nachbarn und Landwirte, die zum Teil für Hild produzieren, waren geladen.
Am Abend nach der offiziellen Eröffnung der Halle wurde noch mit allen Angestellten und deren Familien kräftig gefeiert. 2004 hatte man sich bei Bayer entschieden, Hild als Traditionsmarke zu erhalten und in den Standort Marbach zu investieren.
Direkt an den bestehenden Standort angrenzend entstand für vier Millionen das neue Saatguttechnologiezentrum. Auf 4000 m² werden jetzt Samen von Gemüse- und Kräutersorten aufbereitet und gelagert. Mehrere Außenlager konnten aufgelöst werden. Die Seitenwände der Lagerräume haben in Richtung Süden keine Fenster, um gleichmäßige Temperatur und Luftfeuchte zu gewährleisten.

Lagerung aus Sicht der Wissenschaft
Wie wichtig die Faktoren Temperatur und Feuchtegehalt im Samen für eine optimale Lagerung sind, zeigte Prof. Dr. Michael Kruse, Universität Hohenheim. Die optimalen Werte lassen sich für jede Pflanzenart mit Hilfe der Lebensfähigkeitsgleichung berechnen. Anhand dieser Gleichung wurde auch klar, dass sich die Faktoren Temperatur und Feuchtegehalt gegenseitig ausgleichen. Je niedriger die Temperatur ist, desto höher kann der Feuchtegehalt sein. Dieser kann aber ohne Schäden nicht auf null abgesenkt werden – die meisten Pflanzen benötigen Werte zwischen ein und drei Prozent. Die meisten Kulturpflanzen bilden orthodoxe Samen. Diese trocknen an der Mutterpflanze und sollten trocken, kühl und mit wenig Sauerstoff gelagert werden. Nicht trocknungstolerant sind dagegen rekalzitrante Samen wie Walnuss, Eichel oder Kaffee.
Die dritte Kategorie von Samen stellen die intermediären Samen dar, die absterben, wenn sie zu sehr austrocknen. Dazu gehören Samen der Citruspflanzen. Prof. Dr. Michael Kruse, Universität Hohenheim, Stuttgart, stellte die technischen Möglichkeiten der Saatgutaufbereitung vor.

Saatgutaufbereitung
Bei der Magnetic density separation macht man sich die Dichte von Samen zu Nutze, um diese voneinander zu trennen. Die Samen schwimmen in einer Flüssigkeit mit magnetischen Teilchen, die auf einem Permanentmagneten steht. Die Dichte der Flüssigkeit nimmt so von unten nach oben ab. Die Samen können in mehrere Fraktionen aufgeteilt werden, bei Tomaten und Paprika gelingt dies in vier Fraktionen.
Mit Hilfe der Computertomografie kann die Aufbereitungsqualität stichprobenartig überprüft werden. Es können zum Beispiel Embryogröße und Hohlräume in den Samen vermessen werden. Um den Sauerstoffbedarf keimender Samen auch unter ungünstigen Bedingungen wie Verschlämmung zu gewährleisten, können Peroxide in die Pillierungsmasse eingebracht werden.
Beim Priming möchte man ein schnelleres und gleichmäßigeres Auflaufen des Saatguts erreichen. Die Samen werden dafür so stark gewässert, dass der Keimungsstoffwechsel beginnt. Dann – bevor die eigentliche Keimung beginnt – wir der Prozess abgebrochen, und die Samen werden zurück getrocknet.
Sigrid Werner, bei Hild zuständig für die technische Aufbereitung des Saatguts, führte die geladenen Gäste während der Einweihungsfeier durch die neue Halle. Mittels unterschiedlicher Maschinen lassen sich Samen der Größe nach sortieren und Unkrautsamen aussondern. Der Bandausleser zum Beispiel arbeitet so: Runde Samen rollen auf dem Band weiter als eckige oder scharfkantige Samen. Die Siebreinigungsmaschine dagegen trennt zum Beispiel Petersiliesamen von größeren Steinen, Klumpen und den etwas größerern Gänsefuß-Samen. In einer Maschine, die in Lizenz der Firma Saat- und Erntetechnik (SUET), Eschwege, betrieben wird, kann Hild Samen mit Fungiziden behandeln. Insektizid-Behandlungen, die höhere Schutzvorschriften verlangen, werden außer Haus vergeben.

Über 20 Jahre Bio-Saatgut
Der größte Teil der Maschinen war bereits in anderen Gebäuden auf dem Betriebsgelände vorhanden und wurde in der neuen Halle zentral aufgestellt. Einzelne neue Maschinen sollen in der nächsten Zeit dazukommen. Im Untergeschoss der neuen Halle findet die Nassaufbereitung der Samen zur Desinfektion und zum Priming sowie die Trocknung statt. Bereits 1989 hat Hild als erstes deutsches Züchtungsunternehmen begonnen, Saatgut geschützter Sorten aus ökologischer Produktion auf den Markt zu bringen. Angebaut werden die Vermehrungsbestände – sowohl für die konventionellen wie auch für Bio-Saatgut – in klimatisch günstigen Gebieten weltweit. Ein kleiner Teil wird in Marbach und Umgebung produziert. Für Anbau, Aufbereitung und Verpackung von Bio-Saatgut ist Hild gesetzlich anerkannt und Mitglied im Verband Bioland.