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Interview mit Gabriel Frittrang

Druck auf die Flächen nimmt ab

Die Firma Solmotion Project plant und baut seit vielen Jahren Photovoltaik-Anlagen. Wir haben Gabriel Frittrang nach den Chancen und Herausforderungen von Agri-PV gefragt.

von Matthias Borlinghaus erschienen am 07.09.2025
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Zur Person
Gabriel Frittrang
ist Key Account Manager bei der Firma Solmotion Project.
Sie haben in Schlier eine der größten Agri-PV-Anlagen Deutschlands, eine nachgeführte Anlage mit Batteriespeicher an drei Standorten, federführend mit geplant und gebaut. Die Anlage ist seit über einem Jahr am Netz. Was sind Ihre Erfahrungen aus dem Projekt? Die Anlage in Schlier ist aktuell unser Pilotprojekt und zeigt die vielfältigen Möglichkeiten der Agri-PV im Bereich des Ackerbaus auf. Sie läuft in Bezug auf die landwirtschaftliche Bearbeitung besser als erwartet, da die Einschränkungen im täglichen Betrieb weniger stark ausfallen als erwartet. Im solaren Bereich hat die Anlage die durchaus hohen Erwartungen mit einer Produktion von knapp unter 1400 kWh/kWp bislang mehr als erfüllt. Unsere Erfahrungen aus dem Bau der Anlage sind vielfältig und direkt in die Planung weiterer Agri-PV-Anlagen eingeflossen. Wir sind darin bestärkt worden, dass wir für jede Fläche und Nutzung die jeweils geeignete Anlage finden und bestimmen müssen, auch was Reihenabstände und Technik anbelangt. Aus diesem Grund haben wir unser Angebot an verschiedenen Techniken weiter angepasst und ausgeweitet. Wir würden im Nachgang Weniges anders angehen, allerdings legen wir als Konsequenz aus dem Projekt Schlier nun Wert darauf, sehr früh ein zum Standort passendes Bodenschutzkonzept erarbeiten zu lassen und dieses unbedingt umzusetzen.
Die Diskussion um „Teller oder Steckdose“ ist mit der Agri-PV nicht mehr präsent Gabriel Frittrang
Sie haben bereits seit vielen Jahren Erfahrung mit Agri-PV und auch mit Freiflächenanlagen. Was fasziniert Sie daran und welche Marktchancen sehen Sie? An der Agri-PV fasziniert vor allem der Erhalt der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Wir mussten uns davor immer der Diskussion um „Teller oder Steckdose“ stellen. Dieses Thema ist mit der Agri-PV nicht mehr präsent. Der Druck auf die landwirtschaftlichen Flächen nimmt dadurch deutlich ab, da die Konkurrenz zwischen Energie und Lebensmittelproduktion aufgehoben wird. Dies hebt natürlich auch direkt die Akzeptanz von Agri-PV-Anlagen gegenüber reinen Freiflächenanlagen. Wir sehen sehr große Marktchancen im Segment der Agri-PV, auch unter dem Aspekt, dass der solare Ertrag nur wenig unter dem einer reinen Freiflächenanlage liegt und somit auch wettbewerbsfähig ist. Ist es richtig, dass viele Landwirte darüber nachdenken, eher kleinere Agri-PV-Anlagen (privilegierte Anlagen unter 2,5 ha) zu bauen und hier allerdings die Wirtschaftlichkeit schnell an ihre Grenzen stößt? Was ist Ihr Tipp an die Praktiker? Wir haben eine hohe Nachfrage nach diesem Anlagetyp unter 2,5 ha. Allerdings stellt sich schnell die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Hier ist die Entfernung zum Netzverknüpfungspunkt entscheidend. Ist dieser zu weit von der Projektfläche entfernt, wird es schnell unwirtschaftlich. In so einem Fall raten wir dazu darüber nachzudenken, eine größere Fläche zu erschließen und dies aufgrund des deutlich höheren Kapitalbedarfs dann eventuell mit einem Projektpartner zu realisieren. Das daraus resultierende Bauleitverfahren hat gegenüber dem Verfahren nach Paragraf 35 BauGB (für privilegierte Anlagen) den großen Vorteil der Rechtssicherheit und ist zeitlich auch nur wenig umfangreicher. Hier ist die Auswahl der Fläche auch eine viel freiere, da der Landwirt nicht der Bindung der Anlage an die Hofstelle durch die räumliche Nähe verpflichtet ist. Agri-PV und Tierhaltung auf Grünland versus Agri-PV mit Ackerbau oder Sonderkulturen versus einer reiner Freiflächenanlage: Lässt sich ein Trend ablesen, welches Modell sich am ehesten durchsetzen wird? Aktuell lässt sich kein einheitlicher Trend ablesen. Großflächige Anlagen im Bereich von 50 ha und mehr werden momentan vor allem als reine Freiflächenanlage geplant. Agri-PV im Bereich der Sonderkulturen muss differenziert betrachtet werden: Speziell beim Obstanbau sind Anlagentypen zu finden, die nicht nur der Stromerzeugung dienen, sondern auch eine Schutzwirkung vor Hagel und Schädlingsbefall haben. Vor diesem Hintergrund relativiert sich dann auch der relativ höhere Preis gegenüber einer Agri-PV-Anlage im Ackerbau oder auf Grünland. Letzteren beiden ist allerdings im Bereich der Agri-PV unter wirtschaftlichen Aspekten das größte Potenzial zuzuordnen, da hier sehr flexibel auf die Anforderungen der Landwirtschaft an das jeweilige Projekt reagiert werden kann und auch die Gestehungskosten der Anlage an sich eher in Richtung einer Freiflächenanlage gehen.
Autor:in
Matthias Borlinghaus
AR Agrar-Redaktion mborlinghaus@ulmer.de
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