
Die guten Jahre sind erstmal vorbei
Die Kohlvermarktung in Deutschland war in den vergangenen sechs bis sieben Jahren meist problemlos möglich. Damit dürfte vorerst Schluss sein.
von Christian Ufen erschienen am 16.08.2025Die Wetterkapriolen der vergangenen Jahre machen es für den Kohlanbau nicht unbedingt einfacher. Ich möchte nicht immer gleich von Wetterextremen sprechen, aber in die Richtung geht es schon. Im Grunde passierte in den vergangenen Jahren zwar nichts, was es nicht auch schon in früheren Jahren gab. Allerding werden die Abstände zusehends kürzer. Natürlich gab es auch früher schon extrem nasse Jahre. Ich erinnere mich an 1998, 2008 oder auch 1987. Letzteres zudem auch noch überdurchschnittlich kalt. Ebenfalls extrem nass waren 2023 und 2024. Hinzu kommen Dürrejahre wie 2018 oder 2022. Diese Wechsel machen es sehr schwierig, sich in der Produktion darauf einzustellen.
Doch egal, ob zu nass oder zu trocken, eine gute Bodenstruktur ist bereits die halbe Miete. Nur, man muss auch die Möglichkeit haben, sie hinzubekommen. Dieses Jahr hatten wir die Chance. Von Mitte Januar bis etwa 20. Mai herrschte eine ungewöhnlich trockene Phase. Sie machte es möglich, dass wir ackern konnten wie und wann wir wollten. So hatten auch Betriebe mit etwas mehr Fläche ausreichend Möglichkeiten, den optimalen Zeitpunkt für die Bodenbearbeitung abzuwarten. In der Folge zeigen sich die Weißkohlbestände in diesem Jahr größtenteils gut bis sehr gut. Das wird auch Auswirkungen auf den Absatz haben. Denn der Markt war in den vergangenen Jahren ein ganz besonderer.
Drei gute Jahre nacheinander kannte bislang keiner Christian Ufen
Ware war überwiegend gesucht. Der beinahe siebenjährige Zeitraum von Mitte Juni 2018 bis Ende Mai 2025 stellte eine Ausnahme dar, in der die Vermarktung nicht mehr das größte Problem des Kohlanbaus war. Es war salopp gesagt fast kein Problem, die Ernte loszuwerden. Zwar erhielten Erzeuger nicht immer kostendeckende Preise, aber dafür gab es auch lange Phasen, in denen gutes Geld verdient wurde. Ich selbst bin seit Anfang der Neunzigerjahre im Geschäft und kann mich nicht an vergleichbare Zeiten erinnern. Weil in ganz Mitteleuropa das Wetter einen Teil der Ernte vernichtete, konnten hierzulande beispielsweise 2022, 2023 und 2024 auf dem freien Markt aus dem Lager heraus sehr gute Preise erzielt werden. Und drei gute Jahre nacheinander kennt keiner.
Die Zeit von 2011 bis 2017 war das genaue Gegenteil. Damals waren die Preise fast immer schlecht, woraufhin einige Betriebe aus dem Kohlanbau ausgestiegen sind. Die Flächen wurden knapper, mache Ernten auch und schon knallten die Preise durch die Decke. Nun kippt das Ganze wieder. 2024 wurden die Anbauflächen in Norddeutschland um etwa 8 % ausgeweitet. Für 2025 ist ein ähnlicher Trend zu erkennen. Auch in anderen Regionen Deutschlands ist den Erzeugern nicht entgangen, dass mit Kohl zwischenzeitlich wieder der eine oder andere Euro zu machen war. So gab es auch hier entsprechende Flächenzuwächse.
Bei der Ernte fiel das aufgrund der schlechten Witterung während des Sommers 2024 bislang noch nicht ins Gewicht. Der unterdurchschnittliche Ertrag wurde einfach durch die größere Anbaufläche kompensiert. Der Markt hat die Flächenausweitung also noch gar nicht wirklich mitbekommen. Doch fällt diese jetzt erstmals mit einer guten Ernte zusammen, und danach sieht es bei aller Vorsicht einer Prognose aktuell aus, wird es plötzlich wieder mehr Ware geben als der Markt aufnehmen kann. Noch ist zwar kein Kopf im Kühlhaus und auch das Wetter spielt in diesem Jahr wieder ordentlich verrückt, aber tendenziell dürften damit die guten Jahre fürs Erste vorbei sein.
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