
Hitzestress vermeiden
Hitze- und Trockenperioden machen dem Kohlanbau zu schaffen. Unabhängigen Versuche des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Abensberg-Landshut wurden erstmals Schutzmaßnahmen geprüft.
von Daniela Gleißner erschienen am 24.08.2025In Niederbayern werden seit über drei Jahrzehnten Sortenversuche bei Industriekohl durch das AELF Abensberg-Landshut in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau durchgeführt. Die Ertragsauswertungen der Versuche bestätigen die Rückmeldungen aus der Praxis und verarbeitenden Industrie zu rückläufigen Flächenerträgen.
Schauversuch zur Reduzierung von Hitzestress
Eigentlich bevorzugen Kohlbestände gemäßigte Temperaturen (15 bis 25 °C), deshalb reagiert gerade diese Gemüsekultur empfindlich auf die zunehmenden Hitzeperioden der vergangenen Jahre mit Tagestemperaturen von deutlich über 30 °C. Während bei Weißkohl die Einbußen im Schnitt bei 20 % liegen, sind bei Rotkohl mit dem dunkleren Umblatt Abstriche von bis zu 30 % zu verkraften. Die Ertragsrückgänge sind auf niedrigere durchschnittliche Kopfgewichte und einen höheren Anteil nichtmarktfähiger Köpfe zurückzuführen.

Extreme Witterungswechsel in den Sommermonaten – von niederschlagsreich und bedeckt bis zu Hitzeperioden mit intensiver Sonneneinstrahlung – führen zu Sonnenbrand an den Deckblättern und Rippenabplatzern vom Strunk. Bis zu den Ernteterminen, die sich sortenabhängig von September bis November erstrecken, siedeln sich an diesem vorgeschädigten Gewebe pilzliche Erreger an und führen meist zum Totalausfall der Pflanze.

In einem erstmalig durchgeführten Tastversuch 2025 wird untersucht, ob verschiedene Maßnahmen geeignet sind, den Hitze- und Trockenstress in den Sommermonaten zu reduzieren und den Ertrag und die Qualität positiv zu beeinflussen. Die Versuchsanlage erfolgte am 11. Juni im 15. bis 16. Laubblattstadium nach der letzten Kopfdüngungsmaßnahme und vor der ersten angekündigten Hitzeperiode. Getestet werden eine Netzauflage und verschiedene Produktanwendungen auf Basis von Silicium und Glycin-Betain sowie Calciumcarbonat.
Die Auswertungen im Oktober werden zeigen, welche Effekte zu beobachten sind Daniela Gleißner
Praxisbeobachtungen aus dem Chinakohlanbau im Anbaugebiet zeigen eine Steigerung der Kopfgewichte durch die schattierende Wirkung des Schädlingsnetzes im Sommeranbau. Das Produkt Basfoliar ReSist SL wird mit einer Steigerung der Stresstoleranz bei Hitze und Trockenheit beworben. Die Anwendung der Calciumcarbonat-haltigen Präparate führt zu einer weiß gesprenkelten Blattoberfläche. Laut Produktbeschreibung wird dadurch ein Teil des Sonnenlichtes reflektiert und somit die Blattoberflächen-Temperatur an Hitzetagen gesenkt. Durch starkes vegetatives Wachstum war nach der Erstanwendung eine Nachbehandlung nach einer Woche bei den Varianten 4 und 5 erforderlich, um den Neuzuwachs wieder abzudecken.
Der weitere Witterungsverlauf und die Auswertungen im Oktober werden zeigen, welche Effekte bei den einzelnen Varianten zu beobachten sind. Neben den Erträgen und dem Anteil an marktfähiger Ware, wird auch festgehalten, ob es durch die Netzvariante Unterschiede beim Thrips- oder Alternaria-Befall gibt.
Als Hilfestellung für die Anbauer dienen die unabhängigen Versuche der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) Deggendorf-Straubing und Abensberg-Landshut, welche das interessierte Fachpublikum bei der jährlichen Versuchsrundfahrt am 17. Juli 2025 besichtigte. Bei den vorgestellten Versuchen handelt es sich um Zwischenergebnisse aus der laufenden Saison. Die endgültigen Ergebnisse werden unter anderem im Januar 2026 auf der Straubinger Vortragsreihe und im „Gelben Heft“-Gemüsebau in Niederbayern veröffentlicht.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.