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Sie haben unseren Beitrag zum Energiesparen im Gemüsebau in "GEMÜSE"_4/2020 gelesen.

Mehr zur Umrüstung auf LED-Scheinwerfer am Traktor erfahren Sie an dieser Stelle. Lesen Sie weiter.

Veröffentlicht am
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Fachoberlehrer Elmar Branz von der Matthias-Erzberg-Schule im baden-württembergischen Biberach/Riss half bei der Umrüstung eines Fendt 822 Favorit, Baujahr 1998
Fachoberlehrer Elmar Branz von der Matthias-Erzberg-Schule im baden-württembergischen Biberach/Riss half bei der Umrüstung eines Fendt 822 Favorit, Baujahr 1998Neub
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Klappt so eine Umrüstung von alten Halogen-Leuchten auf LED-Scheinwerfer an Traktoren in der Praxis auch so einfach, wie von den Scheinwerfer-Herstellern propagiert? Dazu hat sich die Redaktion von landwirtschaftlichen Wochenblättern, wie BWagrar, mit Unterstützung durch Fachoberlehrer Elmar Branz von der Matthias-Erzberg-Schule im baden-württembergischen Biberach/Riss einen Fendt 822 Favorit, Baujahr 1998 vorgenommen.

Ziel:

Die vorhandenen, rückwärtigen Halogen-Arbeitsscheinwerfer durch LED-Strahler zu ersetzen. Im Vergleich treten an: das Arbeitslicht 27 F-SQ-02 des chinesischen Herstellers Sailun als Vertreter des Billigsegments und der Hella Power Beam 1800 compact als Premiumprodukt (siehe Kasten). Beide Kandidaten haben auf dem Papier eine Lichtleistung von rund 1800 Lumen und sind etwa gleich groß.

Der Sailun Arbeitsscheinwerfer wird als Zweierset verkauft und kann laut Datenblatt des Herstellers im Spannungsbereich von 10 bis 30 V betrieben werden. Das Aluminiumdruckgussgehäuse wirkt insgesamt ordentlich verarbeitet. Als Lichtquelle fungieren neun ringförmig angeordnete LEDs, die in Klarglasoptik die ansonsten zur Lichtverteilung strukturierte Frontscheibe unterbrechen. Zum Anschluss an die Schlepperelektrik dient ein 30 cm langes, mit einem Gummistopfen ins Gehäuse eingegossenes Kabel. Die Befestigung am Kotflügel erfolgt über einen Schwenkfuß mit einer 50 x 22 mm großen und 1,0 mm starken Grundplatte sowie einer mit Federring gesicherten M8-Schraube – alles in Edelstahlausführung. Außer einem einseitigen Datenblatt gibt es keinerlei Hinweise zu Montage, Betrieb oder etwaigen Typprüfungen.

Beim Hella Power Beam 1800 compact ist das anders: Hier bekommt man als Käufer eine sehr detaillierte Montageanleitung, die im 18-seitigen, deutschsprachigen Teil alles für den Einbau Wichtige, bis hin zur Verkabelung und Drehmomenten für das Anziehen der Befestigungsschrauben, in Skizzen abbildet. Der Power Beam 1800 compact besitzt ein Thermo-Pro-Kunststoffgehäuse.

Er ist für Fahrzeuge mit 12 und 24 V Bordnetzspannung ausgelegt und verträgt laut Datenblatt Spannungen von 10,5 bis 32 V. Die Lichtleistung von 1850 Lumen wird von sechs Hochleistungs-LEDs erzeugt und über einen Multi-Facettenreflektor verteilt.

Je nach Streuscheiben-Variante sorgt der Power Beam für eine weitreichende Ausleuchtung oder, wie der von uns verbaute, für die Nahfeld-Illumination. Die Befestigung am  Traktor erfolgt über einen sehr massiven Kunststoff-Schwenkfuß mit einer 13 mm starken, 55 x 40 mm großen Grundplatte und einer selbstsichernden M10-Schraube samt Federscheibe. Die Zuleitung für die Spannungsversorgung wird mit einem Deutsch-Stecker mit Gummischutzmantel im Strahlergehäuse fest verklippst. Spritzwasser hat hier keine Chance. Entsprechende 2,0 m lange Adapterkabel gibt es im Zubehör. Ebenso wie verschiedene Befestigungssockel für besondere Einbaubedingungen.

Solide Baukomponenten

Hinsichtlich der äußeren Qualitätsanmutung spielt der Power Beam – wie angesichts der Preisdifferenz von rund 140 Euro nicht anders zu erwarten – in einer andere Liga als der Sailun.

So erweist sich der deutlich kleiner ausgeführte Schwenkfuß beim Sailun als weit weniger stabil und daher schwingungsanfälliger im Feldeinsatz als beim Hella-Strahler.

Gleiches gilt für die Fixierung des Scheinwerfers in einem bestimmten Neigungswinkel. Das kurze Anschlusskabel des Sailun zwingt zu Anbaukompromissen beziehungsweise, es sollte ein Stromanschluss am Montageort vorhanden sein. Die Kabeldurchführung ins Innere des Strahlers macht zumindest bei unserem Modell nicht den Eindruck einer hohen Spritzwasserdichtigkeit.

Ein weiterer potenzieller Nachteil: Wird das Kabel beim Arbeitseinsatz, etwa durch streifende Äste, ab- oder ausgerissen, ist eine vernünftige Reparatur nicht möglich. Beim Power Beam lässt sich ein defektes Kabel dank Steckverbindung hingegen problemlos auswechseln.

Um die vom Fahrer wahrgenommene Ausleuchtung der Strahler zur vergleichen, haben wir diese nacheinander auf unserem Umrüstschlepper angebaut und Fotos des ausgeleuchteten Bereichs aufgenommen. Drei Pylone im Abstand von 8,0 m beziehungsweise von 12,0 m hinter dem Traktor dienen als Orientierungspunkte. Die Arbeitsscheinwerfer wurden mit rund 17 Grad Neigung zum Boden eingestellt und so seitlich justiert, dass ein möglichst guter Überlappungsbereich, beginnend ab cirka 2,0 m hinter dem Traktor, gegeben ist. Die Bilder 5 und 6 wurden mit identischer Kameraeinstellung aufgenommen; bei Bild 4 musste eine längere Belichtungszeit gewählt werden, um eine vergleichbare Darstellung zu ermöglichen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Auch der Halogen-Scheinwerfer lieferte eine brauchbare Ausleuchtung des Arbeitsbereichs. In Relation dazu bringt aber die LED-Lichttechnik gravierende Zugewinne, wie sie in den Bildern zum Ausdruck kommen.

Das zeigen bereits die Sailun-Strahler. Gegenüber dem H3-Strahler, der insgesamt eine gleichmäßige Ausleuchtung des Arbeitsbereiches ermöglicht, enthält das fotografisch dokumentierte Lichtbild des Sailun mehrere Übergangsbereiche zwischen hell und dunkel. Diese nimmt das Auge des Fahrers allerdings nicht gleichermaßen ausgeprägt wahr. Versucht man eine breitere Ausleuchtung durch Verdrehen der Scheinwerfer zu erreichen, entsteht im mittleren Bereich eine störende Dunkelzone. Außerdem bietet der Randbereich nur einen kleinen Übergang von „hell“ zu „dunkel“ und wirkt so vergleichsweise scharf abgegrenzt. Bei langer Nachtarbeit dürfte das der Ermüdung Vorschub leisten. Für eine breite Nahfeldausleuchtung sind damit die Sailun-Strahler nur bedingt geeignet. Ferner ließ deren Lichtleistung bei fortschreitender Betriebsdauer etwas nach.

Überzeugende Leistung

Derlei Schwächen leisten sich die Hella Power Beam nicht. Bei nahezu gleicher Lichtleistung auf dem Papier sind sie dem Sailun in allen Belangen um Längen voraus. Sie bieten dem Fahrerauge eine perfekte Nahfeldausleuchtung, die weit über jene des Sailun hinausgeht. Die verwendeten Materialien hinterlassen durchweg einen hochwertigen Eindruck. Einmal angebaut, können Strahler und Traktor gleichermaßen alt werden. Das würden wir beim Sailun so nicht unterschreiben wollen. So kann in diesem kleinen Praxistest das Sailun-Arbeitslicht nur mit seinem Preis punkten. Zu wenig, um sich für mehrstündige Arbeitseinsätze zu empfehlen.

Für spezielle Anwendungen hingegen, etwa zum Beleuchten des Wagens während des Befüllens, könnte es eine Überlegung wert sein.  

 

Was ist LED?

Eine LED – die Abkürzung steht für Light Emitting Diode (übersetzt Leuchtdiode) – ist ein Halbleiter, der Licht, Infrarot- oder auch Ultraviolettstrahlung abgibt, sobald Strom durch ihn fließt. Die ausgesendete Wellenlänge wird von dem verwendeten Halbleiterkristall bestimmt. LEDs werden in einem temperaturabhängigen Arbeitspunkt betrieben, der genau eingestellt werden muss. Im Gegensatz zu vergleichbaren Glühlampen strahlen LEDs weniger Energie als Wärme ab und sind deshalb sehr energieeffizient.

Je nach Farbtemperatur (Kelvin – K) erscheint das LED-Licht warmweiß (bis 3300 K), neutralweiß (3300 bis 5000 K) oder tageslichtweiß (über 5000 K). Im Fahrzeugbereich werden bevorzugt tageslichtähnliche Scheinwerfer verwendet. Ausnahmen bilden spezielle Anwendungen. So bieten orange Farbtöne im Winterdienst Vorteile, während bei der Beleuchtung von Spritzbalken blaues Licht die Sichtbarkeit des Sprühnebels verbessert. Gegenüber Halogen-Scheinwerfern sind LEDs weit weniger vibrationsempfindlich und haben keinen Glühfaden. Deshalb erreichen sie eine bis zu 130-fach längere Lebensdauer. 

Unterschied lm – cd – lx

Lumen (lm) ist eine Einheit des Lichtstroms und beschreibt das komplette Licht, das von einer Lichtquelle zu allen Seiten hin ausgestrahlt wird.Candela (cd) beschreibt den Lichtausstoß einer Lichtquelle in eine bestimmte Richtung.Lux (lx) ist die Einheit der Beleuchtungsstärke und beschreibt, wie viel Licht einer Lichtquelle auf eine bestimmte Fläche trifft. 

 

Die LED-Arbeitsscheinwerfer des Vergleichs

SAILUN Arbeitslicht

  • Angegebene Lichtstärke: 1760 Lumen
  • Leistungsaufnahme: 27 W
  • Abmessungen: 128 x 110 x 55 mm
  • Stückpreis: rund 10 Euro brutto

HELLA Power Beam 1800 compact

  • Angegebene Lichtstärke: 1850 Lumen
  • Leistungsaufnahme: 26 W
  • Abmessungen: 128 x 111 x 68 mm
  • Stückpreis: rund 150 Euro brutto

Fazit: Qualität zahlt sich aus

Wenn es um effiziente Lichttechnik geht, sind LED-Scheinwerfer die erste Wahl. Sie sorgen energiesparend und langlebig durch tageslichtähnliche Ausleuchtung für ermüdungsarmes Arbeiten auch zu später Stunde. Mit LED-Strahlern lassen sich ältere Traktoren und Maschinen verhältnismäßig einfach nachrüsten. Der Fachhandel bietet hierfür maßgeschneiderte und markenspezifische Lösungen – auch zum Einbau in bestehende Lichtsysteme, etwa im Kabinendach. Das Internet ist voll von Angeboten aus Fernost. Bei Stückpreisen ab 10 Euro darf man  allerdings keine Wunder erwarten. Das gilt sowohl bezüglich der Ausleuchtung im gewünschten Arbeitsbereich, als auch für die Langlebigkeit der verbauten Komponenten. Vernünftige Einbaulösungen sind kaum zu finden.

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