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Kommunikationslücken schließen

Bedeutung der Biodiversität für Landwirtschaft unterschiedlich wahrgenommen

Länderübergreifende Umfrage zeigt: Akteure aus Wissenschaft und Praxis haben stark abweichende Einschätzungen zur Biodiversität und bevorzugen unterschiedliche Informationsquellen

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Wildpflanzen wie Borretsch bereichern nicht nur das Landschaftsbild, sondern fördern auch bestäubende Insekten.
Wildpflanzen wie Borretsch bereichern nicht nur das Landschaftsbild, sondern fördern auch bestäubende Insekten. Niels Hellwig
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Um negative Auswirkungen der Landwirtschaft auf die biologische Vielfalt zu minimieren, braucht es biodiversitäts-freundliche Bewirtschaftung. Wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen dazu werden aber von der Praxis häufig nicht aufgegriffen. Eine aktuelle Befragung zeigt, dass die einzelnen Akteure die Bedeutung der landwirtschaftlichen Biodiversität, zum Beispiel für die Bestäubung, unterschiedlich wahrnehmen.

Die Studie wurde von Dr. Bea Maas von der Universität Wien (Österreich) geleitet und in Zusammenarbeit mit Dr. Anett Richter vom Thünen-Institut für Biodiversität (Braunschweig), Dr. Yvonne Fabian von Agroscope (Zürich, Schweiz) und Dr. Sara Kroos von der Columbia Universität (New York, USA) durchgeführt. Sie ist in der Zeitschrift Biological Conservation veröffentlicht.

Für die Studie wurden 209 Landwirtinnen und Landwirte sowie 98 Umweltwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus Deutschland und Österreich befragt, wie sie die Bedeutung von biologischer Vielfalt für die landwirtschaftliche Produktion einschätzen. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Wahrnehmungen zu Biodiversität, den damit verbundenen Ökosystemleistungen und Managementmaßnahmen sehr unterschiedlich sind“, sagt Bea Maas von der Universität Wien. Die Akteure würden unterschiedliche Informationsquellen bevorzugen und auch aus diesem Grund zu anderen Einschätzungen gelangen.

Kommunikationslücken zwischen Wissenschaft und Praxis

Akteure aus der Agrarforschung, so die Studienergebnisse, sehen Biodiversität, Agrarumweltprogramme und Naturschutzmaßnahmen als wichtiger für die landwirtschaftliche Produktion an als Landwirtinnen und Landwirte. „Während Forschende vor allem wissenschaftliche Informationen für ihre Einschätzungen heranziehen, nutzen Akteure aus der Landwirtschaft häufig Informationsquellen der Landes- und Bundesministerien und der Landwirtschaftskammern und legen Wert auf mündlichen Austausch“, erläutert Anett Richter vom Braunschweiger Thünen-Institut. Interessant sei, so Richter, dass Landwirtinnen mit höherer Bildung oder von Ökobetrieben die Artenvielfalt und deren Schutz als wichtiger bewerteten als ihre männlichen Kollegen oder konventionell Wirtschaftende.

Die unterschiedlichen Perspektiven weisen auf entscheidende Kommunikationslücken zwischen landwirtschaftlicher Forschung und Praxis hin, die auch das gegenseitige Verständnis erschweren. Forschung, Landwirtschaft und politische Praxis müssten besser integriert werden. Dafür geben die Autorinnen der Studie konkrete Handlungsempfehlungen:

  • Erstens sollten wissenschaftliche Informationen besser für die Praxis zugänglich gemacht werden, zum Beispiel durch die Etablierung von Bildungs- und Beratungsprogrammen für die Landwirtschaft.
  • Zweitens seien zielgerichtete Konzepte für die landwirtschaftliche Forschung und Praxis zu entwickeln, die unterschiedliche Stakeholder-Perspektiven in deren Gestaltung und Anwendung integrieren. Darüber hinaus sei es sinnvoll, eine integrative und inklusive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis zu unterstützen, etwa durch die aktive Förderung fachübergreifender Kommunikation.

Diese Bemühungen erfordern, so die Schlussfolgerung der Autorinnen, Partnerschaften und politisches Engagement auf höchster Ebene, um integrative Ansätze in der Entwicklung nachhaltiger Landwirtschaft zu verankern.

1 Kommentare
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  • User_MTU4MzI5MA 13.04.2021 18:00
    Grundsätzlich ist es falsch zu glauben ein Bauer weiß nichts über biodiversität denn im Gegensatz zu Forschern verdienen wir seit Jahrtausenden unseren Lebensunterhalt mit der Natur. Alles was wir hier als Natur sehen ist entstanden durch die Landwirtschaft. Und nicht durch Wissenschaftler unser größtes Problem ist,das niemand die Natur in Gänze versteht ! Schon gar nicht Wissenschaft die nur ein Teil davon betrachtet große Katastrophen wie Abholzungen um Lüneburg oder das Wattenmeer sind durch den Menschen mit verursacht und Nationalparks Ich denke das die Natur so intelligent ist uns Menschen zu überleben .Das so genannte Insektensterben ist nur zum kleineren Teil der Landwirtschaft geschuldet. Oder warum haben Insekten ddt e605 und Ähnliches überlebt aber die modernen Insektizide nicht ? Hermann Voges
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