Gesundes Gemüse – wie produzieren wir es am besten?
Was macht gesundes Gemüse aus? Sind es aus Sicht der Verbraucher die Rückstandsfreiheit, viele Vitamine und ebenfalls ganz wichtig der Geschmack? Oder ist es für den Gärtner als Produzenten das Beachten aller vorbeugenden Aspekte wie die Wahl eines geeigneten Bodens der Sorte oder stärkender Pflanzenschutz? Führen nicht erst gesunde Pflanzen zum „gesunden Betriebserfolg“ und damit auch zu einem gesunden Gärtner? Oder noch weitreichender: Sollten gesunde Pflanzen nicht mit einer gesunden Umwelt einhergehen?
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Die Frage „Gesundes Gemüse – wie produzieren?“ beantworteten die Meisterschülerinnen und -schüler der Kurzzeitklasse Gemüsebau 2014/15 der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Heidelberg auf der Vortragstagung 2014 aus den Blickwinkeln Pflanzenbau, Betriebswirtschaft und Gesellschaftspolitik. Gerrit Kleemann, LVG Heidelberg, zeigte am Beispiel der Substratkultur Gurke, dass gesunde und weniger gesunde Pflanzenbestände deutlich Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg der Produktion und letzten Endes auch auf die Betriebe nehmen können.
Pflanzenschutz sichert Wirtschaftlichkeit der Betriebe
Wie hält man also den Betrieb auch wirtschaftlich gesund? Eine Möglichkeit ist das Vermeiden von Pflanzenausfällen durch den Befall mit Schaderregern. Jochen Kreiselmaier, Pflanzenschutzberater, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, Neustadt, informierte zum Thema Bakterien und Falscher Mehltau an Salat. Da Bakterien wie Pseudomonas sp., Pectobacterium carotovorum oder Sphingobium mit chemischen Mitteln nicht direkt bekämpft werden können, muss vorbeugend durch eine weitgestellte Fruchtfolge, angepasstes Bewässern und eventuell durch die Sortenwahl das Befallsrisiko gesenkt werden.
Auch bei der zweiten wichtigen Erkrankung, dem Falschen Mehltau, ist die Vorbeugung durch die Wahl resistenter Sorten mit den Rassen bis derzeit BL31, aber auch der konsequenten chemischen Pflanzenschutz- Behandlung mit Wirkstoffwechsel im Vorfeld bedeutend. Abschließend darf die Feldhygiene, das sofortige Umbrechen abgeernteter Flächen, eine der zentralen Maßnahmen, nicht aus den Augen verloren werden. Die Kenntnis der aktuellen Änderungen in der Pflanzenschutzmittelzulassung ist Grundvoraussetzung für einen sachgerechten Pflanzenschutz. Zu unerwünschten Stoffen und Rückständen von Perchlorat und Chlorat wurde auf einen aktuellen Bericht auf der Homepage des LTZ hingewiesen.
Wirtschaftlich mit Niedrigenergiegewächshäusern
Für Wolfgang Graf, Kuratorium für Technik und Bauen in der Landwirtschaft (KTBL), Darmstadt, ist der Anbau von Gemüse in Niedrigenergiegewächshäusern pflanzenbaulich und wirtschaftlich sinnvoll. Die Projektergebnisse der so genannten ZINEG-Initiative (www.zineg.de) liegen vor. Am Standort Berlin konnte mit Hilfe eines Solarkollektorgewächshauses gegenüber einem praxisüblichen Haus in der Tomatenproduktion ein um 72% reduzierter Energieverbrauch ermittelt werden. Im Versuchsbetrieb Schifferstadt wurden durch Temperaturregelstrategien und durch den Einsatz von Doppelfolie bedachten Gewächshäusern durch den Einsatz doppellagiger Energieschirme (Standardenergieschirm mit Tagesenergieschirm) Einsparungen bis zu 80% erzielt.
Ergebnisse rund um Tomaten, Kräuter und Kohlarten
Christos Stritsis und Adrian Albers, LVG Heidelberg, stellten eine Auswahl aktueller Versuchsergebnisse aus dem Versuchsjahr 2014 vor. Die Verminderung und Vermeidung der Blütenendfäule bei Tomaten stand auch 2014 wie 2013 im Mittelpunkt der Versuche mit Tomaten in Substratkultur mit dem Schwerpunkt Cherrytomaten und deren Sonderformen. Während die Optimierung der Düngung durch Veränderung der Nährstoffverhältnisse von Kalium, Kalzium und Magnesium zu Stickstoff und eine andere Bewässerungsstrategie im Vergleich zur bisherigen Ernährung zwar zu höheren Erträgen führte, konnte der Anteil mit Blütenendfäule befallener Früchte nicht reduziert werden.
Nach wie vor ist die Sortenwahl ein entscheidender Faktor. Bei der Substratkultur von Gurken bewährte sich ein Holzfaser-Perlite Gemisch (Herkunft Kleeschulte) für die Produktion. Eine Reihe von Sorten war für den Frühjahranbau zu empfehlen. Energiesparen mit dem Klimacomputer – eine Programmerweiterung, nämlich die dynamische Außentemperaturkontrolle (entwickelt in Dresden), macht es auch bei Kräutern möglich. Bei der Produktion von Basilikum im Herbst und Winter kann durch Berücksichtigung der Außentemperatur im Verhältnis zum 10-jährigen Durchschnitt und entsprechender Erhöhung oder Verminderung der Kulturtemperatur je nach Jahr eine Energieersparnis bis zu 21% erzielt werden (siehe »Gemüse« Nr. 12/ 2014) Dies wird erreicht bei einer Pflanzenqualität auf gleichwertigem Niveau. Ergebnisse der Versuche sowie der Tagungsband sind auf der Homepage unter www.lvg-heidelberg.de zu finden. Die Kohlmottenschildlaus ist eigentlich ein alter Bekannter, kann jedoch durch sein deutlich stärkeres Auftreten auch als neuer Schädling bezeichnet werden, sagt Ellen Richter, Julius- Kühn-Institut (JKI), Braunschweig. Geschädigt werden bei frühem Befall besonders Rosen- und Grünkohl, sowie Wirsing und Kohlrabi durch Verschmutzung, aber auch durch verringertes Pflanzenwachstum.
Eine effektive Bekämpfung kann durch rechtzeitiges Monitoring ab Ende Mai und durch konsequenten Pflanzenschutz bei Befall gewährleistet werden. Die Bekämpfungsschwelle liegt mit 25 bis fünfzig mit Larven befallener Pflanzen je nach Stadium relativ niedrig. Geeignete Insektizide sind allerdings vorhanden. Aktuelle, teils schwierig zu bekämpfende Schädlinge, die je nach Standort im Kohlanbau Bedeutung haben können, sind der Kohl- und der Rapserdfloh, Erdraupen und Schnellkäfer, die Kleine Kohlfliege und der Rapsglanzkäfer in Gebieten mit Rapsanbau.
Samtflecken sind bei Tomaten wieder ein Problem
Thomas Brand, Betreuungsdienst Nützlingseinsatz Nordbaden, geht davon aus, dass „Samtflecken wieder ein Problem bei der Tomatenkultur sind und macht wie beim Echten Mehltau oder gelegentlichen Vorliegen von Phytophthora-Krautfäule, den Einsatz von Fungiziden erforderlich“. Zum einen hat sich der Erreger mit neuen Rassen weiterentwickelt. Andererseits werden verstärkt Tomaten-Sondertypen angebaut, die keine Resistenz aufweisen.
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