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Wie sieht‘s mit dem biologischen Pflanzenschutz in Deutschland aus?

Das Julius Kühn-Institut (JKI) veröffentlicht den „Statusbericht Biologischer Pflanzenschutz 2013“. In Gewächshäusern wird häufiger auf Nützlinge zurückgegriffen wie im Freiland.
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Die Daten zeigen, dass biologischer Pflanzenschutz im ökologischen Anbau wie auch im integrierten Anbau vieler Kulturpflanzen inzwischen fest etabliert ist. In den vergangenen zehn Jahren hat ihr Anteil je nach Kultur mehr oder weniger stark zugenommen. Unter die Lupe genommen wurde die Anwendung von zulassungspflichtigen biologischen Pflanzenschutzmitteln (Insektenviren, Bakterien, Pilze, Naturstoffe und Pheromone), Nützlingen (z. B. Insekten, Milben, Nematoden) und Pflanzenstärkungsmitteln.

2010: Schlupfwespen auf 2750 Hektar
Biologische Verfahren werden vor allem zur selektiven Bekämpfung von Schadinsekten in Gewächshauskulturen (z. B. im Gemüse- und Zierpflanzenanbau) eingesetzt. Ohne sie wäre heute der Anbau von Tomaten, Gurken oder Paprika hier nicht mehr möglich. So wurden z. B. 2010 auf einer Gewächshausfläche von 2750 Hektar Schlupfwespen gegen Blattläuse oder Weiße Fliegen und auf 1800 Hektar Raubmilben gegen Spinnmilben ausgebracht. Bei der Bekämpfung von Pilzkrankheiten spielen biologische Verfahren bisher nur eine geringe und bei der Bekämpfung von Unkräutern überhaupt keine Rolle.

Im Freiland werden insgesamt weitaus weniger biologische Verfahren verwendet, dann allerdings auf wesentlich größeren Flächen. So setzten Landwirte die nützliche Schlupfwespe Trichogramma 2010 auf circa 22.500 Hektar Mais zur Maiszünslerbekämpfung ein. Das Apfelwicklergranulovirus wird mittlerweile auf circa 30 Prozent der Apfelanbaufläche zur Bekämpfung der Obstmade ausgebracht. Fest etabliert ist auch die Verwirrtechnik mit Pheromonen. Diese wird auf 60.000 Hektar, d. h. 60 Prozent der Weinanbaufläche gegen den Einbindigen und den Bekreuzten Traubenwickler und auf rund zehn Prozent der Apfelanbaufläche gegen den Apfelwickler eingesetzt wird. Entsprechende Agrarumweltmaßnahmen ermöglichen einen finanziellen Ausgleich für den höheren Aufwand im Vergleich zu chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen.

Verbesserte Verfahren gewünscht
„Die Anwendung biologischer Verfahren hat seit der letzten Erhebung im Jahr 2003 in einigen Bereichen deutlich zugenommen, es ist aber noch viel Luft nach oben“, so Prof. Johannes Jehle, Leiter des JKI-Instituts für Biologischen Pflanzenschutz. So wünschen sich die Praktiker vor allem verbesserte Verfahren, um Blattläuse und Thripse in verschiedenen Gewächshaus- und Freilandkulturen zu bekämpfen. Die biologische Bekämpfung neu eingeschleppter, invasiver Schaderreger ist ebenfalls schwierig, da hier erst natürliche biologische Gegenspieler gefunden bzw. biologische Mittel entwickelt werden müssen.

Müssen biologische Mittel zugelassen werden, scheitert die Einführung in die Praxis meist an den hohen Zulassungskosten, da die Produkte aufgrund ihrer selektiven Wirkung nur für einen kleinen Markt ausgelegt sind. Offensichtlich ist aufgrund der Erfahrungen der vergangenen 20 Jahre, dass biologische Verfahren ein Mehr an Beratung benötigen und das Personal in den Betrieben entsprechend geschult werden muss. „Hier sollten weitere Anreize geschaffen werden, dass sich diese Situation in den kommenden Jahren verbessert. Dann könnte sich der biologische Pflanzenschutz in Deutschland festigen“, so das Resümée von Prof. Jehle.

Der in der Schriftenreihe „Berichte aus dem Julius Kühn-Institut“ aktuell publizierte „Statusbericht Biologischer Pflanzenschutz 2013“ wurde in Zusammenarbeit mit den Pflanzenschutzdiensten der Länder vom Julius Kühn-Institut (JKI) zusammengestellt. Er enthält auf über 100 Seiten Daten zum Stand biologischer Pflanzenschutzverfahren in der Praxis in den Jahren 2009 und 2010.

Weitere Informationen unter:
http://pub.jki.bund.de/index.php/BerichteJKI/issue/archive



 

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