Fachinformationstage
Gut gerüstet für die Zukunft oder: Tomaten kann man bald impfen
Das Teilen von technischen Fachinformationen, die Weitergabe von Fachkompetenz und das Schaffen eines Netzwerkes standen im Mittelpunkt der Fachinformations-- tage in Straelen.
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Das sehr inspirierende Zweitages- Seminar wurde von den Firmen Rijk Zwaan, Gipmans, Koppert, Grodan und Mertens gemeinsam speziell für Profi-Anbauer gestaltet, die Fruchtgemüse im Gewächshaus produzieren.
Gibt es bald die Schutzimpfung gegen Pepinomosaik?
Das Pepino Mosaik Virus (PepMV) verursacht weltweit Qualitäts- und Ertragsverluste bei Tomaten im Gewächshausanbau. In nahezu jedem Tomatenbetrieb sei das Virus anzutreffen, wenn auch meist nur latent, war an dem Tag zu hören. „Man unterscheidet derzeit vier Stämme des PepMV“, erklärte Dr. Inge Hanssen, DMC, Group De Ceuster, Grobbendonk/ B, und stellte eine Erfolg versprechende Maßnahme, eine zukünftig vermutlich auch in Deutschland mögliche Impfung der Tomatenpflanzen per Spritzung nach der Pflanzung vor. Rund 1.000 ha Tomatenpflanzen sind mittlerweile in mehrjährigen Untersuchungen mit dem Impfstoff PMV-01 behandelt worden, was zu einer mit hervorragenden Schutzwirkung führte. PMV-01 bietet einen guten Schutz gegen aggressive CH2-Isolate chilenischer Herkunft, die heute in nahezu ganz Europa anzutreffen sind. Guten, aber keinen vollständigen Schutz bietet die Impfung gegen andere PepMV-Isolate. Pro Hektar sollen sich die Behandlungskosten allerdings auf rund 3.000 € beziffern. Die Beantragungen für Zulassungen laufen. In drei Jahren könnte das Mittel in Deutschland angewendet werden, lauten die Schätzungen des Herstellers Group de Ceuster. Seit dem Jahr 2011/ 2012 wurde PMV-01 in Belgien und seit 2012 in den Niederlanden bereits für jeweils einen Zeitraum von 120 Tagen nach Artikel 53 der EU-Verordnung 1107/ 2009 wegen dringender Notwendigkeit und Mangel an alternativen Bekämpfungsmethoden genehmigt. In diesem Jahr gibt es eine Versuchsgenehmigung für einen Großversuch in der Schweiz. Bei drohendem Schaden könnten eventuell auch zusammengeschlossene deutsche Tomatenproduzenten eine beschleunigte Zulassung (120-Tage-Zulassung vorab für das als biologisches Pflanzenschutzmittel eingestufte Produkt) bewirken.
Resistenzzüchtung contra Virusbefall bei Gurken
Ganz anders sieht die Strategie gegen das Cucumber Green Mottle Mosaic Virus (CGMMV) aus, das in den Niederlanden in den 1970ziger Jahren erste Schäden hervorrief und seit 2007 dort in über 50% der Gurkenbetriebe anzutreffen ist. Die Züchter setzen auf resistente Sorten. Ronald van den Bulk, Rijk Zwaan, erklärte die Erfolge aus der Resistenzzüchtung gegen das so genannte “Bontvirus” oder Grünscheckungsvirus bei Gurken. Eine Resistenzquelle fand sich in einem kanadischen Pflanzentyp. Aus Einkreuzungen entstanden bereits die ersten „BonDefense“- Sorten wie zum Beispiel ‘Bonbon RZ’ oder ‘Bonaire RZ’, die zwar keine Immunität gegenüber dem Virus aufweisen, aber deutlich weniger Symptome zeigen. Die Sorten bieten erhöhte Anbau sicherheit im Vergleich zu herkömmlichen Sorten, wenn die Hygienemaßnahmen stimmen.
Diffuses Licht bringt Vorteile
Diffuses Licht dringt tiefer in den Pflanzenbestand ein und sorgt trotz geringem Lichtverlust für höhere Erträge. „Eine klare Geschichte“ daher für Jan Janse, Universität Wageningen, der Versuchsergebnisse zur Produktion von Tomaten, Gurken und Paprika unter Gewächshauseindeckungen mit unterschiedlichem Hazefaktor (Diffusität) erläuterte. Diffuses Glas bewirkt bei Pflanzen
• eine höhere Photosynthese- kapazität, besonders der mittleren Blätter,
• eine höhere Trockenmasse,
• schwerere Stiele,
• geringeren Botrytis-Befall
• und eine etwa einen Tag kürzere Entwicklungszeit bei Tomaten.
Ein Hazefaktor von 45% (Velglas AR geätzt) brachte beispielsweise 8% und ein Hazefaktor von 71% (Prismatic AR strukturiert) 11% höhere Erträge im Vergleich zur Kontrollvariante unter herkömmlichem Glas mit einem Hazefaktor von 0 und einem Ertrag von 62 kg/ mÇ. Der mit dem Coating Redu- Fuse erreichte Hazefaktor von 50% brachte 5% Mehrertrag bedingt durch etwas schwerere Einzelfrüchte. In einem Versuch mit Gurken wurde allerdings auch ein um 5% leicht höherer Energieverbrauch gemessen, vermutlich verursacht durch die größere Kontaktfläche des strukturierten Diffusglases mit der Außentemperatur. Jansen schätzte eine Amortisationszeit für Diffusglas von fünf Jahren im Vergleich zu herkömmlichem Gewächshausglas. Allerdings ist eine Berechnung abhängig von den Gemüsepreisen und dem Anschaffungspreis für das Glas. Wie bei jeder technischen Innovation muss die Kulturführung bei Nutzung von diffusem Glas genau angepasst werden.
Gezielte Nährstoffaufnahme
Die Aufnahme von Nährstoffen entspricht häufig nicht dem Angebot, weil es zu viele sich gegenseitige behindernde Antagonisten gibt. Ines van Marrewijk, Analyselabor Groen Agro control, Delft/ NL, riet zu betriebsindividuellen Analysen von Nährstoffangeboten und Gehalten in der Pflanze, um gezielt eingreifen zu können, bevor Nährstoffmangel sichtbar wird. Vor einigen Monaten sorgten in Gemüse gefundene Perchlorat- Rückstände für gewisse Unruhe, da die Herkunft unbekannt und keine spezifische Höchstmenge festgelegt war. Mittlerweile gibt es Bemühungen, Perchlorat routinemäßig mit zu analysieren. Betriebsbesichtigungen brachten weitere Anregungen und Diskussionen. Die drei besuchten Betriebe werden in weiteren Beiträgen in »Gemüse« vorgestellt.
Gibt es bald die Schutzimpfung gegen Pepinomosaik?
Das Pepino Mosaik Virus (PepMV) verursacht weltweit Qualitäts- und Ertragsverluste bei Tomaten im Gewächshausanbau. In nahezu jedem Tomatenbetrieb sei das Virus anzutreffen, wenn auch meist nur latent, war an dem Tag zu hören. „Man unterscheidet derzeit vier Stämme des PepMV“, erklärte Dr. Inge Hanssen, DMC, Group De Ceuster, Grobbendonk/ B, und stellte eine Erfolg versprechende Maßnahme, eine zukünftig vermutlich auch in Deutschland mögliche Impfung der Tomatenpflanzen per Spritzung nach der Pflanzung vor. Rund 1.000 ha Tomatenpflanzen sind mittlerweile in mehrjährigen Untersuchungen mit dem Impfstoff PMV-01 behandelt worden, was zu einer mit hervorragenden Schutzwirkung führte. PMV-01 bietet einen guten Schutz gegen aggressive CH2-Isolate chilenischer Herkunft, die heute in nahezu ganz Europa anzutreffen sind. Guten, aber keinen vollständigen Schutz bietet die Impfung gegen andere PepMV-Isolate. Pro Hektar sollen sich die Behandlungskosten allerdings auf rund 3.000 € beziffern. Die Beantragungen für Zulassungen laufen. In drei Jahren könnte das Mittel in Deutschland angewendet werden, lauten die Schätzungen des Herstellers Group de Ceuster. Seit dem Jahr 2011/ 2012 wurde PMV-01 in Belgien und seit 2012 in den Niederlanden bereits für jeweils einen Zeitraum von 120 Tagen nach Artikel 53 der EU-Verordnung 1107/ 2009 wegen dringender Notwendigkeit und Mangel an alternativen Bekämpfungsmethoden genehmigt. In diesem Jahr gibt es eine Versuchsgenehmigung für einen Großversuch in der Schweiz. Bei drohendem Schaden könnten eventuell auch zusammengeschlossene deutsche Tomatenproduzenten eine beschleunigte Zulassung (120-Tage-Zulassung vorab für das als biologisches Pflanzenschutzmittel eingestufte Produkt) bewirken.
Resistenzzüchtung contra Virusbefall bei Gurken
Ganz anders sieht die Strategie gegen das Cucumber Green Mottle Mosaic Virus (CGMMV) aus, das in den Niederlanden in den 1970ziger Jahren erste Schäden hervorrief und seit 2007 dort in über 50% der Gurkenbetriebe anzutreffen ist. Die Züchter setzen auf resistente Sorten. Ronald van den Bulk, Rijk Zwaan, erklärte die Erfolge aus der Resistenzzüchtung gegen das so genannte “Bontvirus” oder Grünscheckungsvirus bei Gurken. Eine Resistenzquelle fand sich in einem kanadischen Pflanzentyp. Aus Einkreuzungen entstanden bereits die ersten „BonDefense“- Sorten wie zum Beispiel ‘Bonbon RZ’ oder ‘Bonaire RZ’, die zwar keine Immunität gegenüber dem Virus aufweisen, aber deutlich weniger Symptome zeigen. Die Sorten bieten erhöhte Anbau sicherheit im Vergleich zu herkömmlichen Sorten, wenn die Hygienemaßnahmen stimmen.
Diffuses Licht bringt Vorteile
Diffuses Licht dringt tiefer in den Pflanzenbestand ein und sorgt trotz geringem Lichtverlust für höhere Erträge. „Eine klare Geschichte“ daher für Jan Janse, Universität Wageningen, der Versuchsergebnisse zur Produktion von Tomaten, Gurken und Paprika unter Gewächshauseindeckungen mit unterschiedlichem Hazefaktor (Diffusität) erläuterte. Diffuses Glas bewirkt bei Pflanzen
• eine höhere Photosynthese- kapazität, besonders der mittleren Blätter,
• eine höhere Trockenmasse,
• schwerere Stiele,
• geringeren Botrytis-Befall
• und eine etwa einen Tag kürzere Entwicklungszeit bei Tomaten.
Ein Hazefaktor von 45% (Velglas AR geätzt) brachte beispielsweise 8% und ein Hazefaktor von 71% (Prismatic AR strukturiert) 11% höhere Erträge im Vergleich zur Kontrollvariante unter herkömmlichem Glas mit einem Hazefaktor von 0 und einem Ertrag von 62 kg/ mÇ. Der mit dem Coating Redu- Fuse erreichte Hazefaktor von 50% brachte 5% Mehrertrag bedingt durch etwas schwerere Einzelfrüchte. In einem Versuch mit Gurken wurde allerdings auch ein um 5% leicht höherer Energieverbrauch gemessen, vermutlich verursacht durch die größere Kontaktfläche des strukturierten Diffusglases mit der Außentemperatur. Jansen schätzte eine Amortisationszeit für Diffusglas von fünf Jahren im Vergleich zu herkömmlichem Gewächshausglas. Allerdings ist eine Berechnung abhängig von den Gemüsepreisen und dem Anschaffungspreis für das Glas. Wie bei jeder technischen Innovation muss die Kulturführung bei Nutzung von diffusem Glas genau angepasst werden.
Gezielte Nährstoffaufnahme
Die Aufnahme von Nährstoffen entspricht häufig nicht dem Angebot, weil es zu viele sich gegenseitige behindernde Antagonisten gibt. Ines van Marrewijk, Analyselabor Groen Agro control, Delft/ NL, riet zu betriebsindividuellen Analysen von Nährstoffangeboten und Gehalten in der Pflanze, um gezielt eingreifen zu können, bevor Nährstoffmangel sichtbar wird. Vor einigen Monaten sorgten in Gemüse gefundene Perchlorat- Rückstände für gewisse Unruhe, da die Herkunft unbekannt und keine spezifische Höchstmenge festgelegt war. Mittlerweile gibt es Bemühungen, Perchlorat routinemäßig mit zu analysieren. Betriebsbesichtigungen brachten weitere Anregungen und Diskussionen. Die drei besuchten Betriebe werden in weiteren Beiträgen in »Gemüse« vorgestellt.