Lange Saison und große Erdbeerlust
Der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e. V. (VSSE) blickt zufrieden auf die Erdbeersaison 2025.
von Redaktion erschienen am 30.06.2025Die Erdbeersaison hat zu einem üblichen Zeitpunkt begonnen, hat sich aber durch die recht geringen Temperaturen zu Beginn in die Länge gezogen. Die Erdbeerbetriebe hatten durchschnittlich acht bis neun Wochen Erdbeeren, was ein ungewöhnlich langer Zeitraum ist. Die Frühsaison ist durch optimale Witterungsbedingungen gut gelaufen.
Hohe Niederschläge, Starkregen und Hagel vor Pfingsten sowie die hohen Temperaturen der letzten Tage haben die Erdbeersaison bedeutend schwieriger gemacht. Streckenweise kam es aufgrund der langsamen Nachreife und der Ernteausfälle aufgrund der Regenfälle um Pfingsten zu einer Knappheit an Erdbeeren, die aber für eine Preisstabilität am Markt sorgte. Insgesamt begünstigte das schöne Wetter den Appetit auf frische Erdbeeren, sodass die Nachfrage nach heimischen Erdbeeren seit Saisonbeginn groß war.
Spätsorten und Remontierer werden weiter geerntet
In Süddeutschland werden die Spätsorten wie beispielsweise Cadenza, Marieka und Malwina noch bis Anfang Juli geerntet. Es wird aber noch den Sommer über bis in den Herbst Erdbeeren von wiedertragenden Erdbeerpflanzen, sogenannten Remontierern, geben.
„Die Witterung hat diese Saison zu einem Erdbeerjahr mit großer Nachfrage und überwiegend stabilen Preisen gemacht. Leider hat es bereits früh in der Saison einen Preisverfall gegeben, der weder durch große Erntemengen, noch durch Qualitätsmängel oder eine schwache Nachfrage erklärt werden konnte“, sagt Simon Schumacher, Vorstandssprecher des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE). Das zeige, dass der Markt phasenweise aus dem Gleichgewicht sei und nicht mehr alleine durch Nachfrage und Angebot geregelt werde. „Das bereitet uns große Sorge, vor allem im Hinblick auf die drohende Mindestlohnerhöhung ab 2026, welche die Erdbeerbetriebe noch weiter unter Druck setzen wird. Hier fordern wir eine Ausnahmeregelung für die handarbeitsintensive Gemüse- und Obstproduktion“, erklärt der Vorstandssprecher des VSSE.
Aromatische Früchte, geringere Erntemengen, überwiegend stabile Marktsituation
Dank der gemäßigten Temperaturen und nur weniger heißer Tage konnten die Erdbeeren ihr Aroma langsam einlagern, was zu sehr geschmackvollen Früchten führte.
„Interessant war in Hessen, dass die Sorte Malwina sehr spät erntereif wurde, was den Anschluss an die mittleren Sorten etwas schwierig gestaltete. Die neue mittelspäte Sorte Cadenza stellt sich als vielversprechend heraus. Sie ist etwas früher reif als die Malwina und kann in Zukunft ein Ersatz für diese sein“, bilanziert Katrin Hetebrügge, Erdbeeranbauberaterin in Südhessen.
Steffen Finder, Beerenobstberater in Nordrhein-Westfahlen resümiert: „Für dieses Jahr rechnen wir insgesamt mit eher unterdurchschnittlichen Erträgen. In einzelnen Lagen gab es Probleme mit Starkregen und Hagel und infolgedessen Furchtverluste. Aufgrund der Witterung gab und gibt es eher knappe Mengen an Erdbeeren, und der Markt ist gut aufnahmefähig. Direktvermarktende Betriebe sind mit der Absatzsituation in aller Regel zufrieden.“
Verbraucherpreise für Erdbeeren spiegeln Marktlage nicht wider
Die durchschnittlichen Verbraucherpreise über alle Vermarktungswege hinweg lagen für deutsche Erdbeeren bis KW 20 etwa auf dem Vorjahresniveau. Der Preisverfall in KW 21 war nicht durch die Marktlage erklärbar. Nur in KW 22 lag der Verbraucherpreis deutlich über dem Vorjahresniveau. In KW 24/25 stiegen die Erdbeerpreise wieder, aber blieben unter den Verbraucherpreisen des Vorjahres. Mit der aktuellen Knappheit an deutschen Erdbeeren steigen die Preise weiter.
Nachfrage nach heimischen Erdbeeren nimmt zu
Laut der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) war die Nachfrage nach deutschen Erdbeeren für Mai überdurchschnittlich hoch. So lag die Käuferreichweite im Mai über dem Mittel der Jahre 2022 bis 2024. Das spiegelt sich auch in den Einkaufsmengen wider: Laut AMI und der Yougov haben Privathaushalte im April und Mai 20 Prozent mehr deutsche Erdbeeren eingekauft als im selben Zeitraum im Vergleich zum langjährigen Mittel der Jahre 2022 bis 2024. Dies lässt sich auf die vielen schönen Tage zurückführen, die zu mehr Lust auf Erdbeeren führten. Für Juni liegen noch keine Zahlen vor.
Im Norden geht die Saison noch weiter
In Norddeutschland sind die Betriebe über die Haupternte hinweg. „In Schleswig-Holstein sind etwa 60 %, in Niedersachsen 75 % der Erdbeeren gepflückt. Wir werden den Markt im Juni also noch sehr gut versorgen. Unsere frühe Saison war gut, die mittlere Saison etwas gedämpft durch die Niederschläge und nun hoffen wir, die Spätsaison noch gut abzuschließen“, erklärt Tilman Keller, Erdbeeranbauberater für Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
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