31. Internationale Arbeitstagung Qualitätskontrolle Obst und Gemüse
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Zwiebeln
Dr. Peter Grauert, Concepa, berichtete von 175 Zwiebel anbauenden Ländern und einer Weltproduktion von 46,7 Millionen Tonnen, wobei 65 Prozent der Produktion von nur acht Ländern erzeugt werden. Aber nur acht Prozent dieser Produktion werden weltweit gehandelt, vor allem durch die Niederlande, Neuseeland und Australien. Er zeigte anschaulich, welche speziellen Anbaubedingungen die Zwiebel braucht, damit sie gedeiht, aber auch, dass der Anbau – nicht nur in Deutschland – strukturell sehr unterschiedlich ist. Der Anbau in Deutschland ist gekennzeichnet durch rund 95 Prozent Frühjahrsaussaat. Nur wenige Gebiete eignen sich für den Winteranbau und können dadurch zwei Anbauperioden realisieren. 75 Prozent der Ernte ist Lagerware, die teils bis in den Mai des Folgejahres gelagert wird. An diesem Punkt musste auf die Möglichkeiten und Notwendigkeit zur Hemmung des Austriebs hingewiesen werden. Die Kühllagerung und – in ökonomischen Grenzen- die ULO-Lagerung stellen dabei Alternativen zu Maleinsäurehydrazid dar.
Der deutsche Markt wird sehr gut aus dem heimischen und niederländischen Anbau bedient. Für die Gegensaison stehen Neuseeland und Tasmanien zur Verfügung, deren Anbaubedingungen eine gute Abreife mit mehreren festen, schützenden Außenhäuten ermöglichen. Leider spielen Abreife und Transportbedingungen nicht immer optimal zusammen, weshalb bei der Importkontrolle in manchen Jahren Befall mit Schimmel festzustellen ist.
Am Schluss wurde das Publikum noch mit einer Besonderheit überrascht: In der Schweiz hat man eine Verwertungsmöglichkeit für die trockenen Außenhäute der Zwiebel gefunden und verkauft diese in Vorverpackungen zum Färben von Ostereiern.
Obwohl die Zwiebeln unter die allgemeine Vermarktungsnorm der EU fallen, hat sich der deutsche Handel mehrheitlich entschieden, dieses Produkt unter der UNECE-Norm und dabei vornehmlich als Klasse I zu vermarkten. Christiane Poser (BLE) stellte die im Handel wichtigen Anforderungen der seit 2010 unveränderten Norm vor. Ihr Hauptaugenmerk galt dabei den Mängeln, welche die Verzehrbarkeit der Zwiebeln einschränken – sowohl durch Fäulnis, Schimmel als auch durch physiologische Mängel wie Glasigkeit.
Porree und Lauch
Auch der Porree oder Lauch, ein Gemüse, bei dem 50 Prozent der EU-Produktion in Belgien, Frankreich und Deutschland erzeugt wird, braucht besondere Anbaubedingungen. Gregor Sanders, Anbauberater der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, stellte Maßnahmen dar, durch die im Handel schön gewachsene Stangen mit großem Weißanteil angeboten werden können. Dabei kommt der Sortenwahl große Bedeutung zu. Bei allen Anbaumaßnahmen sind das Pflanzen, die Pflegemaßnahmen und vor allen Dingen die Aufbereitung sehr personal- und damit kostenintensiv.
Auch Lauch wird in Deutschland nach der UNECE-Norm gehandelt. Reinhild Fänger (BLE) stellte die Fotos für die künftige OECD-Erläuterungsbroschüre sowie die 2016 verabschiedeten Änderungen der UNECE-Norm vor. Dabei wurde deutlich, dass viel Ballast – wie Mindestanforderungen für Frühlauch und Mindestgrößen – über Bord geworfen wurde. Auch die Bewertung der durch Thrips und Rost hervorgerufenen Schäden wurde an die heutigen Anbaubedingungen angepasst. Hier werden in den Klassen leichte Schäden zugelassen, ohne die Verzehr- und Verwertbarkeit einzuschränken.
Knoblauch
Weltweit werden rund 24,9 Millionen Tonnen Knoblauch produziert, davon 80 Prozent in China. Der deutsche Markt wird überwiegend mit spanischer und chinesischer Ware versorgt. Oscar Requeña, Allium Prodiber, nahm die Teilnehmer mit auf eine Reise von der Produktion der Steck-Zehe über das Pflanzen, die Entwicklung der ersten Zehen bis hin zu Ernte, Aufbereitung und Vermarktung. Dabei wurden die wirtschaftlichen Aspekte der einzelnen Anbaumaßnahmen ebenso beleuchtet wie ihr Einfluss auf die Qualität des marktfähigen Erzeugnisses. Am Ende des Vortrags war klar, weshalb der Morado-Knoblauch der qualitativ beste ist: hohe Trockenmasse, regelmäßige Form, gute Haltbarkeit, kleine Zwiebeln, niedrige Erträge. Ihm folgt der weiße Knoblauch: unregelmäßige Form, physiologische Mängel, mittelgroße Zwiebeln. Direkt danach kommt der Frühlingsknoblauch: frühe Ernte, große Zwiebeln mit einzelnen kleinen Zehen, hoher Feuchtigkeitsgehalt, wenig haltbar. Auch war deutlich spürbar, dass in der heutigen Zeit die Liebe und Leidenschaft für ein Produkt auch und gerade in einem Familienunternehmen erfolgreich gelebt werden kann.
Cao Menghui, Xuzhou Liming Food Co. Ltd, stellte fest, dass das Produkt, das im Westen trockener Knoblauch genannt wird (Zehen und Zwiebel von völlig trockenen Außenhäuten umschlossen), in China und auch den USA als „frischer Knoblauch“ bezeichnet wird. Außerdem ist er einem Fehler in der FAO-Statistik auf die Spur gekommen: Dort wird die chinesische Jahresproduktion an Knoblauch mit rund 20 Millionen Tonnen ausgewiesen, dies ist nach Angaben der chinesischen Handelskammer für Lebensmittel und Rohprodukte die Menge der Jahresproduktion an jungem Knoblauch, der während der Trocknung noch etwa 40 Prozent seines Gewichts verliert. Nach diesen Klarstellungen ging es mitten hinein in den chinesischen Anbau. In jeder der sechs großen Anbauregionen werden unterschiedliche Knoblauchtypen kultiviert.
Solo-Knoblauch ist kein spezieller Typ, sondern eine Art Mangelentwicklung. Wenn man schwach entwickelte Zehen oder Zehen der Brutzwiebeln in hoher Pflanzdichte auf unfruchtbare Böden pflanzt, entsteht Solo-Knoblauch. Er wird nur in der Region Yunnan angebaut und zwar auf rund 1.000 Hektar bei einem Ertrag von rund sechs Tonnen pro Hektar. Neuerdings wird Solo-Knoblauch gerne für die Fermentierung zu schwarzem Knoblauch verwendet, weil sich die Außenhäute leicht ablösen lassen. Wenn vor der Ernte erste Blütentriebe erscheinen, wird das gesamte Feld von Hand von diesen Trieben befreit, um das Dickenwachstum der Knoblauchzwiebel zu fördern. Die Triebe werden als sogenannte Knoblauchsticks verzehrt beziehungsweise in Vorverpackungen verpackt und beispielsweise auf den deutschen Markt exportiert. Die Ernte des Knoblauchs erfolgt von Hand, die von Blättern und Wurzeln befreiten Knoblauchzwiebeln werden an der Luft getrocknet, später aufbereitet, gelagert und ausgeliefert oder exportiert.
Änderungen bei der UNECE-Norm für Knoblauch
Knoblauch wird in Deutschland nach der UNECE-Norm gehandelt. Für diese Norm steht aktuell eine OECD-Erläuterungsbroschüre kurz vor der Veröffentlichung. Sie wird die Normänderungen, die 2016 verabschiedet wurden, bereits in Wort und Bild darstellen. Michael Wahl (BLE) stellte die wichtigsten Anforderungen und Änderungen der Norm vor. Es gibt jetzt eine Mindesteigenschaft „ganz“ und in der Toleranz der Klasse I und der Klasse II sind Flecken auf der Außenhaut zugelassen. Die Teilnehmer lernten Sonnenbrand bei Knoblauch kennen, der sich als grünliche Verfärbung der Außenschale präsentiert und bei schwerem Ausmaß auch zu einer Schädigung der darunterliegenden Zehe(n) führen kann. Bei den Probenbewertungen für Zwiebeln, Lauch und Knoblauch waren sich die Teilnehmer weitgehend einig.
Kontrolle und Kennzeichnung
Der dritte Themenblock der Tagung widmete sich traditionell der Fragen zu Auslegung der Vermarktungsnormen und Kontrollvorschriften, die wie in den Vorjahren Franz Egerer, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, und Heinrich Stevens (BLE) beantworteten. Das Online-Informationsangebot der BLE und insbesondere die Online-Ausgabe von ELSKA, dem Schadbildkatalog, präsentierte Hans-Georg Levin (BLE). Darüber hinaus zeigte Dr. Ulrike Bickelmann (BLE) zur Kennzeichnung von frischem Obst und Gemüse, dass die diesbezüglichen Vorschriften der Vermarktungsnormen, der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung und der Öko-Verordnung sauber voneinander abgegrenzt sind und eine sich widersprechende Doppel- oder gar Dreifachregelung ausgeschlossen ist.
Ursprungskennzeichnung und Rückverfolgbarkeit bleiben aktuell
Mit großem Interesse wurden die Ausführungen von Heinrich Bolten, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) zur Aufdeckung und Ahndung von Verstößen bei der Ursprungskennzeichnung verfolgt. Ein Thema, das angesichts der Bedeutung von Regionalität weiterhin aktuell ist. Dazu passte die Information von Debora Shituvi, Kenya Plant Health Inspectorate Service (KEPHIS), die über das mithilfe von US-Aid aufgebaute nationale System zur Rückverfolgbarkeit berichtete. Es gibt großen und kleinen Erzeugern sowie Exporteuren die Möglichkeit, die wichtigen Daten zur jeweiligen Partie ab Feld unkompliziert bereitzustellen und ebenso leicht abzurufen.
Die nächste Tagung ist für 2019 geplant.
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