Leidenschaft für Knoblauch
Vor drei Jahren hat Familie Buck in Herbertingen den ersten Knoblauchacker angelegt. Zunächst für den persönlichen Bedarf gedacht, hat die Nischenkultur nun einen festen Platz in der Fruchtfolge des Bioland-Ackerbaubetriebes im Donauried.
von Gudrun Koeck erschienen am 19.09.2025Am Anfang war der Knoblauchanbau vor allem Nathalie Bucks Herzensangelegenheit – im wahrsten Sinne des Wortes. Seitdem sie herzkrank ist, isst sie täglich Knoblauch als Medizin. Irgendwann mochte sie den Knoblauch aus dem Supermarkt, der oftmals aus China stammt, aber nicht mehr. „Ich habe dann zu meinem Mann gesagt, er soll mir bitte Knoblauch anbauen“, erzählt die 48-Jährige. Sie erinnerte sich an die Knoblauchpflanzen im Garten ihrer Großeltern und Eltern. Das musste doch auch in Herbertingen funktionieren. So wagten sich Nathalie und Klaus Buck mit ihren Kindern Johannes und Marie vor drei Jahren mit 30 Ar gemeinsam in das Abenteuer Knoblauchanbau. Zeitgleich wurde der Nebenerwerbsbetrieb in Herbertingen auf Ökolandbau nach Bioland-Richtlinien umgestellt und die Turiel-Dammkultur als neues Anbausystem eingeführt.
Tüfteln und experimentieren
Seitdem ist die Familie leidenschaftlich am Experimentieren. Im ersten Anbaujahr wurde komplett von Hand gesteckt, gehackt und geerntet. „Wir haben zwei Wochen gebraucht, die Zehen zu stecken, das war schon heftig“, sagt Nathalie Buck. Das wollte sie, wie auch der Rest der Familie, kein zweites Mal. Zumal sie die Anbaufläche im zweiten Jahr verdoppelten und mittlerweile bei fast 80 Ar angekommen sind.
Ihr Ehemann fing deshalb an, nach Gebrauchtteilen Ausschau zu halten und rumzubasteln. „Das kann Klaus ziemlich gut“, lobt seine Frau. Heraus kam eine vierreihige Setzmaschine nach dem Vorbild eines Einzelkornsägerätes mit einem schalenbesetzten Laufband und einer Plattform für vier Personen zum Befüllen der Schalen. Für das Hacken und Anhäufeln der Reihen wird das Turiel-Dammgerät verwendet. Und für die Ernte wurde dieses Jahr eine Maschine aus dem Gemüsebau gekauft, die die Knoblauchpflanzen mithilfe eines Klemmbandes aus dem Boden zieht.
Es bleibt dennoch genügend Handarbeit übrig, die in Hochzeiten von der Großfamilie mit Großeltern, Geschwistern und Schwagern gemeinsam erledigt wird. Vor dem Setzen der Zehen Mitte bis Ende September werden die Mutterzwiebeln von Hand auseinandergenommen. Direkt nach der Ernte, die je nach Sorte und Witterung zwischen Juni und August stattfindet, werden die ungeputzten Knoblauchzwiebeln mit samt des Laubes zu Bündeln von zweimal zehn Zwiebeln geschnürt und in der Scheune zum Trocknen aufgehängt. Zusätzlich wird ein Teil der Ernte als frischer Knoblauch geschält, aufbereitet und auf Bestellung auch gleich ausgeliefert. Ebenfalls arbeitsintensiv ist die Bearbeitung der weiteren Auslieferungen bis zum Verkaufsende im Januar. Nathalie Buck hofft, dass ihr ihr Mann über den Winter eine Bürstenputzmaschine zur Erleichterung baut.
Anbau für den lokalen Markt
Abnehmer des Buckschen Bio-Knoblauchs sind Rewe- und Edekamärkte im Umkreis, Stamm- wie auch vorbeifahrende Zufallskunden am Verkaufsstand direkt vor der Haustüre sowie Käufer über den Onlineversand Natumondo. Die Online-Bestellungen seien im vergangenen Jahr der Renner gewesen, sagt Nathalie Buck. Vor allem die lila-häutige Sorte ‘Ljubascha’ sei „ruck-zuck“ ausverkauft gewesen. Dieses Jahr ist die Nachfrage online hingegen noch verhalten.
Gedanken machen sich die vier Familienmitglieder deswegen nicht. Sie glauben an ihr Produkt. Wer einmal auf den Geschmack von Knoblauch aus regionalem Anbau gekommen sei, werde mit Supermarktware nicht mehr glücklich, ist Nathalie Buck überzeugt. „Das ist kein Vergleich“, sagt sie. Zumal es bei den Bio-Bucks, wie sich der Betrieb seit 2022 nennt, nicht nur eine Knoblauchsorte, sondern aktuell sechs verschiedene gibt, die sich in der Schärfe, aber auch im Aussehen unterscheiden: von mild-aromatisch bis intensiv scharf. Im Einzelnen sind das die Sorten ‘Ljubascha’, ‘Garcua’, ‘Sabagold’, ‘Sprint’ und ‘Germidour’. Stolz ist die Knoblauchliebhaberin außerdem auf ihre selbst gemachten Knoblauchzöpfe und -sträuße mit Lavendel und Oregano.
Sohn Johannes zeigt sich mit der Nachfrage zufrieden. Der 25-jährige Masterstudent weiß, dass der Aufbau eines Kundenstammes ein langer Prozess ist. „Das braucht Zeit“, sagt er. Aktuell erleben sie, dass ihre Bekanntheit zunimmt, auch dank des Förderpreises „Gemeinsam Boden gut machen“ des Naturschutzbundes und der Alnatura Bio-Bauern-Initiative, mit dem die Familie im Juni ausgezeichnet und über dessen Verleihung unter anderem in der Schwäbischen Zeitung berichtet wurde.
Seit zehn Jahren engagieren sich der Naturschutzbund (NABU) in Kooperation mit der „Alnatura Bio-Bauern-Initiative“ und weiteren Partnern im Projekt „Gemeinsam Boden gut machen“ für mehr Biolandwirtschaft in Deutschland. Bislang wurden mehr als 130 Betriebe mit einem Gesamtvolumen von mehr als 3,5 Millionen Euro in der Umstellungsphase gefördert. In diesem Jahr wurde der Förderpreis zwölf Betrieben zuerkannt. Familie Buck ist der einzige Preisträger aus Baden-Württemberg. Die Preisverleihung fand im Juni auf dem Umweltfestival in Berlin statt.
Neue Kontakte entstehen außerdem durch den Instagramkanal des Betriebes, der von Tochter Marie regelmäßig mit Videos und Bildern bestückt wird, sowie die Teilnahme an Genussmärkten in der Region. Mutter Nathalie schätzt an den Märkten vor allem die Möglichkeit, über die Vielfalt der Knoblauchpflanzen und deren Verwendungsmöglichkeiten zu informieren. „Viele Menschen glauben, es gibt nur eine Sorte Knoblauch“, stellt sie immer wieder fest. Ebenso weit verbreitet sei das Vorurteil, dass man nach dem Essen von Knoblauch „stinke“. Gerne würde sie zusätzlich auf Wochenmärkte gehen, doch das wird die Familie erst angehen, wenn Marie von ihrem Auslandssemester in Argentinien zurück ist.
Umstellung auf Ökolandbau und Dammkultur
Überhaupt werden die Dinge in den nächsten Jahren weiter im Fluss sein. Auch wenn mit der Umstellung auf Biolandwirtschaft bereits eine wegweisende Entscheidung gefallen ist. Klaus Buck hatte schon länger Gefallen an den Prinzipien des Ökolandbaus gefunden. Vor etwa zehn Jahren habe er angefangen, auf seinen Flächen Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu reduzieren und mit Bodenhilfsstoffen zu experimentieren, erzählt der 54-jährige Landwirt. Doch der entscheidenden Impuls kam dann von den Kindern.
Beide hatten über die Jahre trotz außerlandwirtschaftlicher Ausbildungen und Studiengänge immer mehr Interesse am Fortführen des Hofes gezeigt, dessen Geschichte seit 1855 mit dem Namen Buck verbunden ist. „Uns war klar, dass wir was Besonderes brauchen, um mit unserer Betriebsgröße überleben zu können“, sagt Johannes Buck. Die Weiterentwicklung zum Biobetrieb war damit gesetzt. Zunächst galt es allerdings, die Zuteilung der Grundstücke nach der Flurneuordnung in Herbertingen im Anschluss an den Bau der Umgehungsstraße abzuwarten, um Flächen nicht mehrfach umstellen zu müssen.
Wer sich auskennt, kauft keinen Knoblauch aus dem Supermarkt Nathalie Buck
2022 stand die Flächenverteilung. Familie Buck startete ins erste Umstellungsjahr und packte gleich noch die Umstellung auf Dammkultur obendrauf. Beim Recherchieren und Informieren im Internet, wie die Unkrautbekämpfung in Zukunft funktionieren könnte, seien sie auf das System der Dammkultur gestoßen, berichten Vater und Sohn. Auf einem Feldtag bei Ehingen haben sie das Dammgerät des spanisch-stämmigen Herstellers Turiel dann zum ersten Mal im Einsatz gesehen und waren auf Anhieb begeistert. „Man braucht nur ein Gerät für Bodenbearbeitung, Säen, Hacken, das hat uns sofort gefallen“, erklärt Johannes. Denn Hacke und Striegel fehlten ohnehin im Maschinenbestand des Betriebes.
Nach drei Jahren Erfahrung mit dem im Ackerbau eher ungewöhnlichen Anbausystem sind Bucks noch immer überzeugt. Auch problematische Unkräuter wie Ackerfuchsschwanz, Hirse und Disteln haben sie in den Griff bekommen. Wie Johannes erklärt, könne man mit der Hacke im Vergleich zum Striegel noch spät in den Bestand reinfahren. Das erhöht den Bekämpfungserfolg. Die Pflanzen wachsen im Abstand von 45 cm auf den Dämmen, gehackt wird „im Tal“ zwischen den Dämmen. Dass kurz vor der Ernte auf allen Flächen dennoch die Melden durchgewachsen sind, nehmen die Landwirte gelassen. „Das ist wetterbedingt“, sagt Johannes. Die nassen Juliwochen haben das Unkraut in der ganzen Region sprießen lassen, auch auf den Feldern der konventionellen Kollegen, wie sie beobachten.
Die zwei Umstellungsjahre hat Familie Buck zum Ausprobieren genutzt. Johannes spricht schmunzelnd von „Chaos in der Fruchtfolge“, weil sie erstmal lernen mussten, welche Feldfrüchte in der Dammkultur überhaupt funktionieren. Auch gelangen einige Kulturen in der biologischen Wirtschaftsweise nicht. Inzwischen wachsen außer Kleegras alle Kulturen auf Dämmen. Dieses Jahr hat die Familie Weizen (10 ha), Hafer (5 ha), Sonnenblumen (7 ha), Raps (2 ha), Mais (10 ha), Ackerbohnen (3 ha) sowie Luzerne (2 ha) und Kleegras (8 ha) im Anbau.
Wirtschaften auf neuen Flächen
Zudem mussten sie sich auf die Bodenverhältnisse der neu zugeteilten und neu zugeschnittenen Ackerflächen einstellen. Mitunter wechseln die Bodenarten und Bodenqualitäten mehrfach innerhalb eines Schlages, berichtet Klaus Buck. Oftmals waren die Felder, im Wissen um die anstehende Flurbereinigung, auch vernachlässigt worden und müssen nun nach und nach mit Stroh, Kompost und den Gärresten aus einer ökologisch betriebenen Biogasanlage aufgebessert werden. Grundsätzlich bieten die sandig-lehmigen oder anmoorigen Böden des Donauriedes bei Herbertingen mit 40 bis 60 Bodenpunkten gute Ackerbaubedingungen.

Die Flurneuordnung hatte für den Betrieb noch weiteren negative Folgen. Beim Abschließen der neuen Pachtverträge im Anschluss an das Flurneuordnungsverfahren hat Familie Buck nicht mehr alle zuvor bewirtschafteten Grundstücke bekommen. „Wir mussten die Erfahrung machen, dass die Verpächter doch nicht so biobegeistert sind, wie sie immer sagen“, sagt Nathalie Buck. Stattdessen überzeugte der Geldbeutel. „Bei Pachtpreisen bis zu 1000 Euro konnten wir nicht mithalten.“ So schrumpfte die bewirtschaftete Fläche von 70 auf jetzt 50 ha.
Die Hofnachfolger glauben trotzdem an ihre Zukunft im Familienbetrieb. „Unser Ziel ist es, wieder zu wachsen“, erklärt Johannes selbstbewusst. „Es wäre schön, wenn sich der Betrieb irgendwann mal auch im Vollerwerb trägt.“ Mit seiner zwei Jahre jüngeren Schwester Marie teilt der 25-Jährige die Vision, den alten Schweinestall zu einer Produktionshalle zur Weiterverarbeitung der hofeigenen Produkte umzubauen, um mehr Wertschöpfung in den Betrieb zu holen. Mit seinem Bachelorabschluss in Lebensmittel- und Ernährungswissenschaft und Maries BWL-Studium hätten sie die „perfekten Voraussetzungen“, meint er selbstbewusst. Und mit Knoblauch aus Bioanbau haben sie obendrein eine Nischenkultur mit vielversprechendem Potenzial für sich entdeckt, die zudem gut in die siebengliedrige Fruchtfolge passt. Doch „eins nach dem anderen“, wie Johannes sagt. Zunächst wollen die Geschwister ihre Masterstudiengänge abschließen, Johannes in Life Science Engineering an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und Marie in Nachhaltiges Landwirtschaftliches Produktionsmanagement an der Hochschule Neubrandenburg mit zwei Studiensemestern in Argentinien.
Mit der Ernte 2025, die beim Betriebsbesuch Anfang August noch in großen Teilen auf dem Feld stand, ist Familie Buck im Ökolandbau angekommen. Es ist die erste nach Bioland-Kriterien zertifizierte Ernte, die zum Verkauf steht. Das Drehen an verschiedensten Stellschrauben wird allerdings weitergehen, sowohl im Anbau als auch in der Vermarktung. „Wir sind noch dabei, die richtigen Knoblauchsorten für unsere Böden und unser Klima zu finden“, erklärt Klaus Buck. Denn die meisten im Handel erhältlichen Sorten stammen aus wärmeren Gefilden wie Spanien, Frankreich oder dem asiatischen Raum. Dieses Jahr hatten sie neben den sechs schon bewährten Verkaufssorten 14 weitere im Versuchsanbau. Vielversprechend sind ‘Eden Rose’ und ‘Lila France’. Das Biosaatgut stammt zumeist aus Frankreich oder aus eigenem Nachbau.
Derweil richtet sich die Aufmerksamkeit von Vater und Sohn Buck aktuell vor allem darauf, wann sie wieder mit dem Mähdrescher fahren können und wer ihnen Weizen, Sonnenblumen und Ackerbohnen abnehmen wird. Erklärtes Ziel der Familie ist es, dass alle Produkte in die Humanernährung gehen, feste Handelspartner gibt es bislang aber nicht. Vor allem weil die Umstellungsware nicht so stark nachgefragt gewesen sei. Nun, mit zertifizierter Bioware, dürfte es nach Einschätzung von Johannes und Klaus Buck kein Problem mehr sein, Käufer zu finden und Handelspartnerschaften aufzubauen. Mit zwei biozertifizierten Ölmühlen in Kempten und diversen Mühlen im Ulmer Raum gibt es potenzieller Abnehmer in der Region.
- Bioland-Umstellung: 2022
- Betriebsgeschichte: Der Hof in Herbertingen wird inzwischen in der achten Generation von der Familie Buck bewirtschaftet. Klaus Buck hat den Betrieb 1998 im Nebenerwerb von seinen Eltern übernommen, damals noch mit Schweinemast. Die Tierhaltung wurde 2014 aufgegeben. In ein, zwei Jahren ist die Gründung einer GbR mit den Kindern Johannes und Marie geplant.
- Kulturen: Weizen, Hafer, Sonnenblumen, Raps, Mais, Ackerbohnen, Luzerne, Kleegras, Knoblauch.
- Knoblauchsorten: Aktuell werden angebaut ‘Sabagold’, ‘Messidor’, ‘Ljubascha’, ‘Germidour’, ‘Therador’, ‘Garcua’ (alle von L’Ail Drômois), ‘Flavor’ und ‘Polish Softneck’ (von Borago), ‘Eden Rose’, ‘Messidrome’, ‘Casablanca’, ‘Spring’, ‘Arno’.
- Vermarktung: Landhandel, Mühlen, Einzelhandel, Online-Versand, Verkaufsstand am Hof und auf Märkten
- Kontakt: Instagram @Bio_Bucks
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