Agrochemische Industrie zielt auf Nachhaltigkeit
Der Inlandsumsatz der im Industrieverband Agrar (IVA) organisierten Herstellerfirmen sank im Geschäftsjahr 2020 erneut, und zwar um 3,9 % auf 1,146 Mrd. €. 10 % davon entfallen auf Wirkstoffe, die im Ökoanbau eingesetzt werden.
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„In Tonnen gerechnet war die Absatzmenge schon 2019 so niedrig wie zuletzt vor 25 Jahren“, stellte IVA-Präsident Dr. Manfred Hudetz fest. Hudetz betonte, dass die agrochemische Industrie den eingeschlagenen Umgestaltungsprozess zu mehr Nachhaltigkeit aktiv mitgestalten wolle, zum Beispiel durch mit Investitionen in der Höhe von 10 Mrd. € in digitale Lösungen für die Landwirtschaft und 4 Mrd. € in die Entwicklung biologischer Pflanzenschutzmittel. Er halte kooperative Methoden dabei für geeigneter als ein Durchsetzen der Maßnahmen mit der Brechstange wie beim Insektenschutz.
Die Zulassungsgeschwindigkeit habe sich verbessert, aber es dauere in Deutschland immer noch zu lange. Wegen des Brexits müssten etwa 10 % der Zulassungen, die in England erfolgt und in Deutschland übernommen worden seien, nun in Deutschland stattfinden. Grundsätzlich komme für vier verlorengegangene Pflanzenschutzmittel nur ein neues dazu. Im Bereich Sonderkulturen sehe es teilweise schlecht aus. Ein Resistenzmanagement könne de facto wegen nicht verfügbarer Wirkstoffe oft nicht mehr stattfinden.
Nach dem zuletzt starken Nachfrageeinbruch für den Hauptnährstoff Stickstoff (N) in der vergangenen Düngesaison 2019/20 ist der N-Absatz nun um 2,2 % auf 1,372 Mio. t gestiegen.
Marco Fleischmann, neuer Vorsitzender des IVA-Fachbereichs Pflanzenernährung, erklärte dazu: „Trotz der anhaltenden Diskussionen um die Düngeverordnung (DüV) und der Ausweisung der Roten Gebiete hat sich der Absatz bei den Mineraldüngern stabilisiert. Allerdings zeigt sich ein anhaltender Trend weg von Harnstoff hin zu nitratbasierten und schwefelhaltigen Produkten. Darin spiegelt sich das Bemühen wider, unter den verschärften Vorgaben möglichst effizient und verlustarm zu düngen.“ Bei den P-Düngern seien regional große Unterschiede zwischen tierstarken und nicht tierstarken Regionen zu beobachten. In Ackerbauregionen sei der P-Vorrat des Bodens teilweise schon in einem kritischen (niedrigen) Zustand. Er warnte vor Wettbewerbsverzerrungen bei der Herstellung von Düngemitteln, wenn in Deutschland dabei CO2- Emissionen vermieden werden, in anderen Ländern aber nicht.
Der Fachbereichsvorsitzende der relativ neuen IVA-Produktgruppe Biostimulanzien, Jörn-Fried Johannsen, berichtete von einem zunehmenden Interesse in der Landwirtschaft für diese Produkte. Sie sind fast maßgeschneidert für die aktuellen gesellschaftlich- politischen Diskussionen um einen nachhaltigen und effizienten Pflanzenbau und können helfen, Symptome von abiotischem Stress durch Phänomene des Klimawandels abzufedern.