Druck keine Chance geben
Wie war das noch damals, als die Länge der Telefonschnur maßgeblich dafür war, wie weit sich der Telefonierende vom Apparat entfernen konnte? Keine ständige Erreichbarkeit, neben dem wirklich Wichtigen kein Dauerstress durch unwillkommene Anrufe, keine Ablenkung durch Unterhaltungselektronik auf dem Smartphone, Rückzugs- und Nachdenkzeit für den, der auf dem Schlepper saß: So war das damals, bis am 30. Juni 1992 die digitalen D-Netze an den Start gingen! 25 Jahre ist es her, dass mobiles Telefonieren möglich ist!
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Die Mobilität brachte sicher viele Vorteile, angenehme Gespräche und Mitteilungen. Es wurde fortan mehr und direkter kontaktiert. Aber auch die Nachteile des mobilen Kommunizierens sind offensichtlich. Alles ist schneller geworden: Nachrichten en masse prasseln heute auf die digitalen Nutzer ein. Social Media bewirken ein Übriges. Es wird geteilt, geliked, gepostet. Das Suchtpotenzial ist groß. Es soll Gemüseproduzenten geben, die sich den „Wünschen“ ihrer Abnehmer wohl oder übel beugen und innerhalb von zwei Stunden nach mobiler Order den Lastwagen mit dem bestellten Gemüse fertig bepackt auf dem Hof stehen haben. Die Einen halten den entstehenden Druck einigermaßen aus. Mancher nimmt Therapien in Anspruch, andere kapitulieren ...
In dieser Situation schützt ein ständiges Überprüfen: Was ist wichtig und was kann warten? Entschleunigen Sie das Arbeitsleben um Ihrer selbst Willen! Geben Sie dem Druck nicht die Chance, Sie zu vereinnahmen! Profis wissen Rat. Legen Sie handyfreie Pausenzeiten ein! Lassen Sie bei sich nicht das Gefühl aufkommen, dass eine temporäre Nichterreichbarkeit großen Schaden für den Betrieb mit sich bringt! Allzu schnell lässt man sich am Telefon vielleicht auch viel zu niedrige Erzeugerpreise über „braten“! Leisten Sie sich, Nein zu sagen!
Die Bürokratisierung nimmt weiter zu. Am 1. Juni wurde die Düngeverordnung im Bundesgesetzblatt (BGBl), Teil I, veröffentlicht, am 2. Juni 2017 trat sie in Kraft. Da hilft nur, die Vorschriften zu erfüllen. Wer glaubt, Gesetze für sich auslegen zu können, kommt sicher erst recht unter Druck!
Kommen Sie gut durch den Sommer!
Ihre Elke Hormes
Chefredakteurin der Zeitschrift »Gemüse«
ehormes@gemuese-online.de