Von Mindestlohn bis Klima – der Gemüsebau im Wandel
Endlich wieder Norddeutscher Gemüsebautag: nach zwei Jahren Pause gab es viel zu besprechen, denn es geht um die Zukunft des Norddeutschen Gemüsebaus, so Thomas Albers, Vorsitzender der Fachgruppe Gemüsebau Norddeutschland.
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„Eins ist uns gelungen - Energie,- und Strompreisbremse: Wir, der Gartenbau, sind im vollen Umfang dabei. Nun arbeiten wir an den Bedingungen für Unternehmen.Werfen wir einen Blick zurück: Der gesetzliche Mindestlohn steigt auf 12 Euro. Gerechtfertigt? Oder war es nur ein Wahlversprechen? Freiland - und Unterglasgemüsebau sind ein sehr kleines Feld in der großen Landwirtschaft. Wir werden, trotz hoher Wertschöpfung, von der Politik begrenzt wahrgenommen“, so Thomas Albers.
Er appelliert an Unternehmer*innen, den Verband und die Stimme gegenüber der Politik unbedingt zu stärken. Eins ist Albers klar, wir müssen uns den Entwicklungen stellen. „Es hat sich wieder gezeigt, wie wichtig ein berufsständischer Verband und dessen politische Arbeit ist. In Krisensituationen schreien Alle laut danach, doch wenn die Krise überstanden ist, verpufft dieser Zusammenhalt leider oft. Solidarität schafft Resilienz,“ so der Vorsitzende der Fachgruppe Gemüsebau Norddeutschland.
Die Fachwelt des Norddeutschen Gemüsebaus freute sich auf ein hochkarätiges Vortragsprogramm. Über 100 Teilnehmer*innen, Produzent*innen aus dem Gemüsebau, Berater*innen, Nachwuchskräfte, Sponsoringpartner, Presse & Ehrengäste waren gekommen.
Dieses Jahr startet der Gemüsebautag mit dem Impulsvortrag von Rechtsanwältin Nicole Spieß, Gesamtverbandes der deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände e. V. zum Thema „Wer erntet zukünftig unser Gemüse und zu welchen Bedingungen?“.
Spieß gab einen wertvollen Überblick welche EU-Länder woher ihre Saisonarbeitskräfte beziehen und zu welchen Mindestlöhnen und gab die Hoffnung, dass die Bundesregierung ein Papier aufgesetzt hat, ungelernte Arbeitskräfte befristet für 6 Monate einstellen zu dürfen. Hier wird nun auf den Gesetzesentwurf gewartet. Die Hauptgeschäftsführerin stellte die Zuhörer*innen darauf ein, dass ein deutlicher Zuschlag auf den Mindestlohn für 2024 zu erwarten sei. Interessant war die Darstellung der verschiedenen Branchenmindestlöhne, die heute schon in Deutschland vereinbart sind. Änderungen in der Sozialversicherung des Arbeitgeberanteils bei Teilzeitkräften unter 2000 € waren vielen Teilnehmern neu.
Zukunft im Zeichen der Technik
Im zweiten Fachvortrag präsentierte Christoph Grimme, Geschäftsführer Grimme Landmaschinen praxisnah, wie Grimme sich vom Maschinenanbieter zum Lösungsanbieter entwickelt hat. Mit viel Leidenschaft und Humor zeigte er auf, wie er sich ein „enkelfähiges Grimme“ vorstellt: Wie funktioniert Service, wenn niemand mehr Mechaniker wird!“ Dafür wurde die Schmiede One, als „Horchposten für die Zukunft“ gegründet: Softwareentwicklung, Kostenersparnis, Effizienz, Verwaltungsaufwände senken, neue Apps – die Schmiede untersucht alles. Auch im Bereich der innovativen Saatgutbehandlung für Gemüse ist der Lösungsanbieter mit dem Prototypen Veggieguard in Niedersachsen aktiv.
Nach der Mittagspause referierte Frank Dühnelt, Experte für Beregnungsmanagement & mobile Anwendungen und Geschäftsführer von IT-Direkt Business, über die steigenden Anforderungen durch Wasser- und energiesparende Beregnungsanlagen.
Er gab einen tollen Überblick über aktuelle Einsatzsituationen des „Raindancers“ und stellte die Vorteile, wie zum Beispiel ein besseres Zeitmanagement, genaue Berechnung der Beregnungsmenge und die große Wasserersparnis vor. Straßennahe Lagen, trockene Feldränder, Druckverluste und nasse Feldabschnitte können ausgeglichen werden. Die App ist bedienerfreundlich gestaltet, somit auch für Mitarbeiter gut geeignet. Sein Fazit: „Raindancer als Entscheidungshilfe mit einzubeziehen – denn dann wird die richtige Menge Wasser zur richtigen Zeit abgegeben!“
Der Klimawandel und seine Folgen
Am Nachmittag war als vierter Referent Frank Böttcher, bekannt als Speaker und Buchautor mit seinem Faktencheck: „Extremwetter & Klimawandel“ ein absolutes Highlight: Der Wetterexperte nahm die Teilnehmer*innen mit auf eine spannende Klimareise ins Jahr 2050: „2050 ist es 3 Grad wärmer, wie schnell steigt dann der Meeresspiegel auf 20 m höher an? Was passiert dann mit den Küstengebieten und dortigen Anbauflächen? Wir werden uns anpassen müssen.“ Er warnte, dass in einigen Jahrhunderten kein Eis mehr in Grönland sein wird, große Hitzen werden uns zukünftig beschäftigen sowie die Zunahme von Tornados und Gewittern.
Die Jahreszeiten sind im Wandel, mehr Spätfrost und mehr Schädlinge wird es geben. Und Starkregen hat zugenommen – man sollte Starkregen als Chance sehen und zur Wasserspeicherung nutzen. Denn im Frühjahr werden die trockenen Tage zunehmen. Hier sind kreative Ideen gefragt, wie beispielsweise neue Produkte, wie Wein aus dem Emsland oder Maronenanbau. Böttcher gab als Tipp, jetzt einen Brunnen zu bauen und nicht erst in zehn Jahren, wenn es keine Genehmigung mehr gebe. Der Wettermoderator machte Mut, die Chancen zu nutzen und jetzt zu handeln: „Mit dem Wissen, was die Leute jetzt haben, gegenüber den Wettbewerbern!“
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