Leuchttürme der Digitalisierung in der Landwirtschaft
Mit der Übergabe der Förderbescheide hat die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, den Startschuss für die digitalen Test- und Experimentierfelder des Ministeriums gegeben. Auf landwirtschaftlichen Betrieben im ganzen Bundesgebiet wird hier untersucht, wie digitale Techniken optimal zum Schutz der Umwelt, zur Steigerung des Tierwohls und der Biodiversität, vor allem aber auch zur Arbeitserleichterung der Landwirte eingesetzt werden können. 14 förderfähigen Skizzen wurden Anfang des Jahres vom Bundesministerium ausgewählt, die neue, innovative Methoden etablieren wollen. Das Ministerium fördert die Projekte über die kommenden drei Jahre mit 50 Millionen Euro, insgesamt stehen für den Bereich Digitalisierung in der Landwirtschaft 60 Millionen Euro im Haushalt zur Verfügung.
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Die Test- und Experimentierfelder sind damit Leuchttürme im Bereich der Digitalisierung, den Ministerin Klöckner seit Amtsbeginn zielgerichtet vorantreibt und neu ausgerichtet hat. Eine neu gegründete Unterabteilung im Ministerium ist für die Koordinierung der Digitalisierungsfragen des gesamten Ressorts zuständig, Digitalisierungsreferenten in jeder Abteilung und eine Digitalisierungsbeauftragte wurden eingeführt.
„Mit unseren digitalen Test- und Experimentierfeldern bauen wir die Vorreiterrolle der Landwirtschaft bei der Digitalisierung weiter aus. Autonomes, satellitengesteuertes Fahren ist auf den Äckern bereits heute keine Utopie, sondern Realität. Sensoren helfen gezielt bei passgenauer Aussaat und Düngung oder haben das Einzeltier im Blick, um sein Wohlbefinden zu verbessern. Mit den 14 ausgewählten Projekten treiben wir die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich weiter voran, schaffen neue Referenzgrößen. Gut, dass es jetzt losgeht. In der Praxis - auf dem Acker, im Keller und im Stall – untersuchen wir bundesweit, wie digitale Techniken optimal zum Schutz des Klimas und der Umwelt, zur Steigerung des Tierwohls, der Artenvielfalt und zur Arbeitserleichterung eingesetzt werden können. Nachhaltigkeit wollen wir so noch besser zusammenbringen mit Ertragssicherung. Das ist entscheidend für eine gute Zukunft der Branche, steigert die Attraktivität Grüner Berufe und erhöht die gesellschaftliche Akzeptanz. Wichtig war mir daher, mit den Experimentierfeldern das gesamte Spektrum der Landwirtschaft abzudecken – vom Ackerbau über die Sonderkulturen bis zur Tierhaltung", so die Ministerin.
Mit dem Startschuss Mitte Oktober wurde im Bundesagrarministerium auch das Kompetenznetzwerk „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ etabliert. Dieses soll die Nutzung von Synergien zwischen den Projekten stärken und das Fachwissen aus den einzelnen Experimentierfeldern bündeln. Dazu sollen Ergebnisse zusammengefasst, bewertet und Maßnahmenvorschläge für die strategische Weiterentwicklung von Fördermaßnahmen erarbeitet werden.
Zudem werden aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen aus allen Bereichen der Digitalisierung in der Landwirtschaft hier analysiert und Lösungsvorschläge erarbeitet. Dem Netzwerk gehören Experten aus Wissenschaft, Verbänden und Verwaltung an, geleitet wird es von der Digitalisierungsbeauftragten des Bundesministeriums.
Die Test- und Experimentierfelder im Einzelnen:
Landnetz
- Einreicher: TU Dresden, Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) Sachsen, Fraunhofer IVI
- Fördervolumen: 7,6 Mio. Euro
- Thema: Flächendeckende Kommunikations- und Cloudnetze für Landwirtschaft 4.0 und den ländlichen Raum à Erforschung von Kommunikations- und Cloudinfrastrukturen und Prüfung von Technologien zur flächendeckenden drahtlosen Datenübertragung mit Hilfe von 5G im ländlichen Raum und Vernetzung von landwirtschaftlichen Betrieben. Einrichtung eines großflächigen 5G Testfeldes
EXPRESS
- Einreicher: Uni Leipzig, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Fraunhofer IMW, Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme
- Fördervolumen: 2,8 Mio. Euro
- Thema: EXPerimentierfeld zur datengetRiebenen VErnetzung und DigitaliSierung in der LandwirtSchaft (Sonderkulturen) à Bereiche: sensorbasiertes Wasserstressmonitoring, Automatisierte Überwachung von abiotischen Schlüsselparametern mit Hilfe Übertragungs- und Vernetzungstechnologien, Blockchain, Augmented Reality, Virtual Reality, Mixed Reality in der Landwirtschaft, Datenintegration aus heterogenen Datenquellen
Agro-Northwest
- Einreicher: Wirtschaftsförderung Osnabrück (WIGOS), HS Osnabrück, Uni Osnabrück, Uni Bochum, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung
- Fördervolumen: ca. 6,2 Mio. Euro
- Thema: Verbundprojekt zur herstellerübergreifenden praxisorientierten Weiterentwicklung von Digital Farming-Lösungen im Pflanzenbauà Kernprojekte reichen von nachhaltigen Technologien, über Mensch und Betrieb, vernetzte herstellerübergreifende Prozess bis zur Entscheidungsunterstützung; Konnektivität der Maschinen sogenannter „bunter Flotten“ im Feld testen
FarmerSpace
- Einreicher: IFZ Göttingen, Uni Göttingen, Fraunhofer IOSB, LWK NI
- Fördervolumen: ca. 2,3 Mio. Euro
- Thema: Experimentierfeld zur Implementierung digitaler Technologien für den Pflanzenschutzà Implementierung, Evaluation und Weiterentwicklung digitaler Technologien des Pflanzenschutzes zur Zustandserkennung und Durchführung von Managementmaßnahmen
DigiKopter
- Einreicher: HS Geisenheim
- Fördervolumen: ca. 1,5 Mio. Euro (Skizze)
- Thema: Experimentierfeld Digitalisierung im Weinbau unter Nutzung von Multikoptern, vernetzter Sensorik und satellitengestützter Kommunikationskanäleà Digitalisierung der Produktionsverfahren insbesondere im Weinbau unter Nutzung heute verfügbarer vernetzter Sensorik und Aktorik. Einsatz von unbemannten luftgestützten Systemen, um die Vorteile der bodenschonenden Verfahren auszuschöpfen. Als Kommunikations-kanäle werden, 5G-Technik sowie satellitengestützte Systeme genutzt
EF-Suedwest
- Einreicher: DLR RNH, DLR Rheinpfalz, DLR Eifel, DLR Westerwald-Osteifel, Hofgut Neumühle, TU Kaiserslautern, TH Bingen
- Fördervolumen: ca. 4,4 Mio. Euro (Skizze)
- Thema: Förderung des branchenübergreifenden und überbetrieblichen Datenmanagements zur Unterstützung landwirtschaftlicher Wertschöpfungssystemeà Praktische Nutzung einer standardisierten und dezentralen digitalen Dateninfrastruktur zum Austausch und zur Verarbeitung von betriebsrelevanten Daten (Geobasis-, Fach- und Wetterdaten) über alle Stufen landwirtschaftlicher Wertschöpfungssysteme hinweg
DigiVine
- Einreicher: JKI, Fraunhofer IOSB, TU Kaiserslautern
- Fördervolumen: ca. 3,7 Mio. Euro
- Thema: Digitalisierung im Wertschöpfungsnetzwerk Weinbau: Von der Pflanzung bis zur Traubenanlieferungà Zusammenspiel von F & E, Beratung und Praxis für Traubenproduktion mittels Digitalisierung fördern; passgenaue Dienstleistungen und Handlungsempfehlungen für Winzer entwickeln und die Arbeits- und Ressourceneffizienz erhöhen
Agrisens-DEMMIN
- Einreicher: GFZ Potsdam, Uni Jena, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Uni Würzburg, Uni Halle, JKI, DWD
- Fördervolumen: ca. 3,7 Mio. Euro
- Thema: Einsatz von Fernerkundungstechnologien für die Digitalisierung im Pflanzenbauà Digitalisierungsthemen bis hin zu End-to-End-Lösungen von Geoinformationsdaten. Ziel ist es die Nutzung von Fernerkundungs-daten satelliten- und UAV gestützter Systeme zu definieren, Methoden weiter- und neu zu entwickeln
Cattle-Hub
- Einreicher: Uni Bonn, CEEC Jena - Center for Energy and Environmental Chemistry Jena, TU Dresden, TU Chemnitz, TI, LfULG Sachsen, LWK NRW
- Fördervolumen: ca. 2,5 Mio. Euro
- Thema: Assistenzsysteme für eine intelligente Rinderhaltung - „CattleHub“à Forcierung der interdisziplinären Entwicklung und Etablierung von Assistenzsystemen für die gesamte Rinderhaltung. Verdichtung, Auswertung, Analyse und Darstellung der Daten für den Nutzer. Lösungen für spezielle Herausforderungen wie die Energieversorgung der tiernahen Sensoren
DigiSchwein
- Einreicher: LWK NS, Uni Oldenburg, OFFIS e. V., TI, TiHo Hannover, Uni Göttingen
- Fördervolumen: ca. 4,3 Mio. Euro
- Thema: Cross Innovation und Digitalisierung in der tiergerechten Schweinehaltung unter Berücksichtigung des Ressourcenschutzes – „DigiSchwein beraten, qualifizieren und fördern“à Digitalisierung, Modellierung, Datenmanagement; Plausibilitätsanalysen vorhandener Sensortechnik; Entscheidungshilfen zur Krankheitsfrüherkennung, Haltung von unkupierten Tieren / Reduzierung von Schwanzbeißen; Monitoringsystem für das Geburtsmanagement
DigiMilch
- Einreicher: Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Bayern
- Fördervolumen: ca. 3,4 Mio. Euro
- Thema: Experimentierfeld „Digitalisierung in der Prozesskette Milch-erzeugung“ – Demonstration, Erprobung und Bewertung der Funktionalität, Kompatibilität und Interoperabilität neuer digitaler Produkte und Services entlang der landwirtschaftlichen Produktionskette Milchà Demonstration, Erprobung und Bewertung der Funktionalität, Kompatibilität und Interoperabilität digitaler Produkte und Services. Digitale Lösungen auf ihre Eignung (insb. Vernetzbarkeit) zu überprüfen, Einsatzerfahrungen zu erfassen, Defizite darzulegen, Kosten und Nutzen abzuwägen und Lösungsansätze zu entwickeln
DiWenkLa
- Einreicher: Uni Hohenheim, HS Nürtingen
- Fördervolumen: ca. 4,5 Mio. Euro (Skizze)
- Thema: Digitale Wertschöpfungsketten für eine nachhaltige kleinstrukturierte Landwirtschaftà Erforschung der digitalen Wertschöpfungsketten für eine nachhaltige kleinstrukturierte Landwirtschaft; die Möglichkeiten und Bedingungen des Einsatzes digitaler Technologien in durch Kleinstrukturen geprägten Agrarsystemen
Best-SH
- Einreicher: FuE-Zentrum der FH Kiel GmbH, CAU Kiel, LWK SH, Bundesverband der Deutschen Lehranstalten für Agrartechnik e.V. (DEULA) SH, Berufs-Bildungs-Zentrum am Nord-Ostsee-Kanal
- Fördervolumen: ca. 3,3 Mio. Euro
- Thema: Betriebsleitung und Stoffstrommanagement - Vernetzte Agrarwirtschaft in Schleswig-Holsteinà Entwicklung und Nutzung eines digitalen Stoffstrommodells, das die Datenströme in der landwirtschaftlichen Innen- und Außenwirtschaft praxisorientiert abbildet und durch passende Schnittstellen barrierefrei nutzbar macht
Diabek
- Einreicher: HS Weihenstephan-Triesdorf
- Fördervolumen: ca. 1,3 Mio. Euro
- Thema: Digitalisierung anwenden, bewerten und kommunizieren - Experimentierfeld als Kooperation zwischen familiengeprägten Ackerbaubetrieben und praxisnahen Bildungseinrichtungenà Datenquellen und Techniken aus dem Open Source Bereich für Anwendung in der Landwirtschaft finden und nutzbar machen. Identifikation von Parametern, die den Einstieg oder die Anwendung in digitale Technologien erschweren. Förderung landwirtschaftlicher Betriebe in kleinstrukturierten Gebieten
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