Eine Gemüseregion im Zentrum Polens wirbt für sich
Eine ganze hohe Hauswand-Werbung eines weltweit bekannten Herstellers für Halbfertig- und Fertiggerichte auf einer stark befahrenen Kreuzung in Warschau ist das erste, was mir in Bezug auf Ernährung in Polen auffällt.
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Geht die Wirtschaft gut, investieren Menschen weniger Zeit zum Beispiel auch für aufwendigeres Kochen, man greift zu Suppen und Soße aus der Packung. An der Tanke kann man nicht nur verzehrfertiges Obst im Blisterpack kaufen. Auch Kohlrabi- und Möhrenstücke sind als frischer Snack für knapp fünf polnische Zloty (umgerechnet etwas über einem Euro) zu kaufen. Geht es auch dem gartenbaulichlandwirtschaftlichen Berufsstand im ländlichen Raum besser? Wie ist aktuell die Leistungsfähigkeit Polens einzuschätzen? Niedrige Löhne sind der eine Vorteil, mit dem die östlichen Nachbarn umgehen. Das Angebot an Nutzfläche ist groß. Polnische Frischgemüseexporte werden bereits auf dem deutschen Markt verkauft. Vor Kurzem bestand Gelegenheit, einen Einblick in den Gemüsevertragsanbau in Polen zu gewinnen. Ein Wirtschaftsverband und der Bürgermeister der Stadt Łowicz, die etwa eine Stunde von der Hauptstadt Warschau entfernt liegt, informierten kürzlich Journalisten und stellten ihre Aktivitäten vor.
Gute Voraussetzungen für eine starke Landwirtschaft
Für Gemüsebau und dort ansässige Verarbeitungsfirmen ist die Region um die Stadt Łowicz bekannt. Der Kreis umfasst nach einem politischen Strategie-Papier 2020 insgesamt 99.151 ha. Während nur 11% davon Wälder und 0,4% bebaut sind, werden 82.296 ha (83%) agrarisch bewirtschaftet. In der Tiefebene von Masowien gelegen, das ist nordöstlich von Łódz und ungefähr 80 km südwestlich von Warschau am Fluss Bzura gelegen, weist diese Gegend dunkle Böden mit hohen Ton- und Sandanteilen auf. Ein Drittel davon sind nach den polnischen Bodenklassen V (20 bis 30 Bodenpunkte in Deutschland), VI (0 bis 20 deutsche Bodenpunkte; Sand) und VIz, sind für die Landwirtschaft nicht nutzbar. Die Agrarfläche des Kreises Łowicz hat einen Anteil von 0,6% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche Polens. Zehn Gemeinden umfasst der Kreis Łowicz. 80.000 Einwohner leben hier. Von diesen sind mehr oder weniger 80% in der Landwirtschaft beschäftigt.
Im Jahresdurchschnitt fallen hier etwa 550 mm natürliche Niederschläge. Die Temperaturen liegen im Jahresdurchschnitt bei 7 bis 8 °C. Das Klima nimmt die Mitte zwischen dem Seeklima Mitteleuropas und dem Kontinentalklima Osteuropas ein. Das sind gute Voraussetzungen für Landwirtschaft und Gartenbau in diesem Kreis wie auch in anderen Anbaugebieten Polens. Die Weichen für eine gute Position im landwirtschaftlichen Ranking Europas sind gestellt. Wie Experten glauben, kann die polnische Agrarwirtschaft gut und gerne um 30 bis 40% gesteigert werden, und dies bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre – wenn die Betriebe entsprechend vergrößert und Maßnahmen der Modernisierung getroffen werden.
Mittelgroße Betriebe Ziel nationaler und EU-Förderpolitik
Momentan gibt es circa 1,4 Mio. landwirtschaftliche Betriebe über alle Sparten. Während über die Hälfte der Betriebe weniger als 5 ha Fläche bewirtschaften, sind den Fachleuten aber auch über 6.000 sehr moderne und flächengewaltige Unternehmen bekannt. Die polnische Regierung hat das erkannt und unterstützt im Rahmen des Programms für landwirtschaftliche Entwicklung mit einer Laufzeit von 2014 bis 2020. Mittelgroße Betriebe sind das Ziel. Ebenso steht die polnische Landwirtschaft auf der Liste der EU-Förderungen. Wie drei ganz unterschiedliche Gemüse- und Obstverarbeiter ihren Weg gehen, lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben von »Gemüse«.
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