Energieschirme für Gewächshäuser
Seit rund 50 Jahren sind im Profigartenbau Energieschirme im Einsatz. Eine Neuplanung, Nachrüstung oder Erweiterung im Gewächshaus ist mehrfach sinnvoll: So kommt mehr Licht hinein, während die Kälte draußen bleibt und der Brandschutz gewährleistet wird.
von Christine Schonschek erschienen am 30.07.2024Es gibt eine große Vielfalt an Gewächshaus-Schirmanlagen sowie einige Fachfirmen (vgl. Tabelle). So können unterschiedlich Betriebsgrößen sowie individuelle Anforderungen berücksichtigt werden wie eine besonders hohe Lichtausbeute, besserer UV-Schutz oder höherer Isolierwert. Auch eine Kombination daraus ist unter anderem durch ein weiteres Tuch möglich.
Das spricht dafür
Im Gemüsebau werden Energieschirme zumeist als Tagesschirm mit möglichst hoher Lichtdurchlässigkeit installiert. Schließlich soll ein hoher Ertrag erzielt und gleichzeitig, insbesondere in den kalten Wintermonaten, der Wärmeverlust reduziert werden. Für den Einbau einer Energieschirmanlage spricht also die Möglichkeit, den Energiebedarf damit drastisch senken zu können.
Für den Einbau einer Energieschirmanlage spricht die Möglichkeit, den Energiebedarf damit drastisch senken zu können Christine Schonschek
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vermeidung von Kondenstropfen. Eine gute Schirmanlage wirkt wie eine physische Barriere, sie verhindert ein Herabtropfen von Kondenswasser auf die Pflanzen. Erforderlich ist in diesem Zusammenhang auch eine Luftentfeuchtung. Des Weiteren spricht für den Wärmeschirm auch eine effizientere Raumnutzung. Denn durch die horizontalen Energieschirme lässt sich der zu beheizende Gewächshausraum verkleinern. Und nicht zuletzt lässt sich mit einem Verdunklungsschirm gegen Lichtverschmutzung vorgehen.
Hohe Lichtausbeute
Je nach Bedarf kann der Tagesschirm von September bis April geschlossen bleiben und für eine optimale Speicherung der Wärme lediglich zum Ablüften geöffnet werden. Durch die hohe Lichtausbeute kann der Schirm auch am Tag geschlossen bleiben. Das bedeutet weniger Stress für die Kulturen beim Ablüften durch einen langsameren Temperaturabfall. „Eine Amortisation ist bereits nach zwei bis drei Jahren je nach Heizintensität und Heizsystem möglich“, erklärt Sören Schumann, Geschäftsführer der Franz Schumann GmbH. Die Firma Schumann verwendet für die Tagesschirme Materialien der Firma Ludvig Svensson aus Schweden. Diese werden ebenfalls bei der Plantechnik Hartmann GmbH (PTH) verbaut.

Jakob Johannson von der Firma Ludvig Svensson rät dazu, nach einem möglichst transparenten Schirm mit Lichtdurchlässigkeit gemäß NEN-2675 Ausschau zu halten. Diese genormte Methode wurde von der Wageningen University and Research (WUR) entwickelt, sodass alle Schirmproduzenten mit derselben Methode miteinander vergleichbar sind. „Meist wird das Gewebe Luxous 1147 FR für den Gemüsebau gewünscht. Dieses Gewebe hat einen Schattierwert von nur 11 % und eine Energieeinsparung von 47 %. Durch die 11 % Schattierung ist es hoch lichtdurchlässig, sodass die Pflanzen optimal mit Licht versorgt werden“, erläutert PTH-Geschäftsführer Christopher Hartmann. Eine weitere Ausführung des Svensson LUXOUS 1147 Eco FR besteht zusätzlich aus 30 % recyceltem Material.

Bauarten
Gemüse wird meist im Venlo Gewächshaus produziert, wo ein oder mehrere horizontale Schirme eingebaut werden. In Gewächshäusern aus älteren Baujahren kann auch eine andere Bauart gewählt werden (trapez- oder dachförmig), darauf weist die Firma Franz Schumann hin. Holland Scherming gibt zu bedenken, dass zudem auch die Gewächshauskonstruktion stabil genug für die Installation von Schirmsystemen sein muss. Holland Scherming bietet wie die anderen Hersteller horizontale Schirmsysteme für verschiedene Anwendungen an.
1Die Art des gewählten Schirms hängt von der angebauten Kultur sowie weiteren Anforderungen für eine optimale Klimakontrolle ab. PTH bedient etliche Gemüsebauer hauptsächlich in den Ballungsgebieten Nürnberg, München, Stuttgart, Hamburg und auf der Reichenau. Den Aufbau der waagerechten Anlagen beschreibt PTH-Prokurist Nikita Hodakov wie folgt: „In unserer Näherei werden Tageslichtschirmgewirke mit Ultrasonicband (glasfaserverstärkt) und geschlossenen Haken konfektioniert, bei aufgelegten Anlagen wird links und rechts zur Gewebeführung ein Band konfektioniert und mit geschlossenen Haken versehen. Bei einem aufgelegten System werden immer von uns neue Aufliege- und Aufwehdrähte installiert“. Bei Neuanlagen führen sie das Gewebe mit Aluminium-Profilschienen. Dadurch wird das Gewebepaket minimiert.

Gewächshaus Foetsch weist auf seiner Website ausdrücklich darauf hin, ausschließlich gewerbliche Kunden zu betreuen (ab einer Gewächshaus-Fläche von circa 80 m²). Aber auch kleinere Gemüsebaubetriebe mit geringerer Treibhausfläche, wie zum Beispiel Marktgärtner, brauchen nicht auf eine Verschattung zu verzichten. Für sie könnten eventuell die Hoklar-Sun Beschattungen von Hoklatherm eine Lösung sein. Die Rollenmaße sind 4,50 m breit und 50,00 m lang. Bei Bedarf versendet Hoklartherm auch Musterstücke (circa 20 x 20 cm).
Individuelle Beratung
Um die für den eigenen Betrieb beste Lösung zu finden, bieten viele der Hersteller eine individuelle Beratung an. Vorab erfolgt meist eine Erstberatung telefonisch oder auch per Mail. Zum größten Teil findet eine Beratung vor Ort statt, bestätigen alle der befragten Unternehmen. „Danach werden dann unsere Angebote erstellt, auch Energieberechnungen von uns vorgenommen. Viele Stammkunden haben genaue Zeitfenster zum Einbau der Energieschirme und besprechen am Anfang des Jahres, diese mit uns“, berichtet Hartmann. Auch bei Svensson spiele die Beratung nicht nur im Vorfeld eine wichtige Rolle, so Johannson. „Auch in der Anwendung stehen wir gerne zum Austausch zur Verfügung. Denn nicht nur durch die richtige Schirmwahl kann man viel gewinnen, sondern auch durch die richtige Nutzung kann man aus einem Schirm das Optimum an Wertschöpfung herausholen.“
Vorlaufzeit
Je früher mit der Planung für einen Energieschirm begonnen wird, umso besser ist es. Denn die Vorlaufzeiten können recht unterschiedlich sein. „Vom Erstgespräch bis zur Installierung können wir den Einbau in den meisten Fällen in 3 Monaten realisieren“ heißt es bei der Firma Franz Schumann. Ein vergleichbares Zeitfenster bestätigt auch PTH. Dort bestellen Gemüsebauer zumeist im Sommer und der Einbau erfolge dann im Herbst, nachdem die Gewächshäuser geräumt und gesäubert wurden. Etwas längeren Vorlauf gibt Holland Scherming vor. Demnach vergehe unabhängig davon, ob ein Antrag auf Energieeinsparförderung gestellt wird oder nicht, von der Antragstellung bis zur Installation im Schnitt ein Jahr.
Die Landwirtschaftskammern empfehlen eine qualifizierte Energieberatung, um etwaige Fördermöglichkeiten zu erschließen Christine Schonschek
Deshalb empfehlen die Landwirtschaftskammern eine qualifizierte Energieberatung, um etwaige Fördermöglichkeiten zu erschließen. Die große Zeitspanne unterstreicht auch die Firma Reimann: „Beim Austausch eines Schirms kann die Zeitspanne eventuell nur sechs bis acht Wochen betragen, teilweise vergeht aber auch eine Zeitspanne von ein bis zwei Jahren.“

Brandschutz beachten
Erhältlich sind verschiedene Energieschirme, wie etwa indoor, outdoor, Tagesschirm oder transparentes Foliengewebe für Seitenschürzen. Je nach Material unterscheiden sich Schattierwert, Lichtdurchlässigkeit und Energieersparnis. Ein Augenmerk sollte bei der Auswahl aber unbedingt auch auf den Brandschutz gelegt werden, worauf auch die Gartenbau-Versicherung in ihrer „Risikoprävention Feuer“ hinweist.
Aufgrund der horizontalen Installation der Energiespartextilien könne sich ein Brand schnell im gesamten Gewächshaus ausbreiten. Deshalb rät die Gartenbau-Versicherung seit Jahren, nur schwer entflammbare Schirmmaterialien nach DIN 4102-1, DIN EN 13501-1 oder NTA 8825 zu verwenden. „Bei Neubauten, Neuinstallationen oder bei der Änderung von Energieschirmen sind die oben genannten Materialien für den Abschluss einer Versicherungspolice zwingend vorgeschrieben“, betont Kathrin Schieferstein, Pressesprecherin der Gartenbau-Versicherung. „Das Gewebe ist B1, schwer entflammbar und nicht brennend abtropfend“, erklärt PTH Verkaufsleiter Ralf Buhr. „Natürlich erhalten unsere Kunden die Zertifikate zu den Geweben.“
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