Einkaufs-Plastiktüten seit 1. Januar 2022 verboten
Mit Beginn des neuen Jahres sind Einweg-Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis unter 50 Mikrometern in Deutschland verboten. Für die Deutsche Umwelthilfe (DUH) geht dieses Verbot noch nicht weit genug – sie fordert von Umweltministerin Steffi Lemke auch den Verbrauch von dünnen Obst- und Gemüseplastiktüten zu beenden.
- Veröffentlicht am
„Bereits 61 Länder haben die umweltschädlichen Einweg-Plastiktüten abgeschafft. Diesen Weg müssen wir konsequent weitergehen und auch den milliardenfachen Verbrauch kleinformatiger Plastiktüten für Bedienware durch ein Verbot verhindern. Obst und Gemüse, welches in kleine Plastiktütchen passt, kann auch problemlos in Mehrwegtaschen und -netze untergebracht werden. Umweltministerin Lemke muss den im Koalitionsvertrag angekündigten Zielen zur Abfallvermeidung und Mehrwegförderung nun Taten folgen lassen und die Verbotsregelung ausweiten“, sagt die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Schon jetzt gibt es praktische wiederverwendbare Mehrwegnetze für Obst, Gemüse und Backwaren. Solche Netze gibt es aus Biobaumwolle oder auch aus Kunststoff. Sie sind extrem robust, können hundertfach wiedereingesetzt werden und sparen bei jeder Wiederverwendung die Neuherstellung einer Einwegtüte ein. Einige Supermärkte haben das Gewicht von Mehrwegnetzen inzwischen in das Kassensystem integriert und ziehen es beim Wiegen automatisch ab. Die DUH rät Verbraucherinnen und Verbrauchern zudem, nicht auf Einweg-Papiertüten auszuweichen: „Die Herstellung verbraucht viel Wasser, Energie und Chemikalien. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten deshalb konsequent auf Mehrweg setzen“, empfiehlt der DUH-Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft, Thomas Fischer.
Unser Nachbarland Frankreich ist zum 1. Januar 2022 nun noch einen Schritt weiter gegangen: Dort dürfen ab sofort ausgewählte Obst- und Gemüsekulturen nicht mehr in Plastik verkauft werden. Dazu gehören Gurken, Zwiebeln, Kartoffeln, Paprika, Äpfel, Birnen und Orangen. Für Packungsgrößen mit mehr als 1,5?kg, soll es Ausnahmen geben. Bis 2026 möchte das Land gar kein Obst und Gemüse in Plastik mehr verkaufen – auch nicht Kirschtomaten, Pilze, Beeren oder Salate.
Nutzung von Plastiktüten in Zahlen
Der Verbrauch von sehr leichten Kunststofftragetaschen mit einer Wandstärke von weniger als 15 Mikrometern ist hierzulande zwischen 2018 und 2019 von 3,75 Milliarden auf 3,65 Milliarden Stück gesunken, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis von Eurostat-Daten mitteilt. Damit verbrauchte 2019 jede Person in Deutschland im Schnitt 44 solcher Tüten, in denen beispielsweise Obst und Gemüse abgewogen wird. 2018 waren es noch rund 45 gewesen. Ein Vergleich von 16 EU-Staaten zeigt, dass die sehr dünnen Plastiktüten in Deutschland bereits vergleichsweise sparsam verwendet werden. So lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Litauen 2019 bei 280 Plastiktüten, in Tschechien bei 235 und in Lettland bei 213. Belgien und Ungarn sind beim Plastiktütensparen schon deutlich weiter: Dort lag der Pro-Kopf-Verbrauch 2019 nur noch bei 7 beziehungsweise 20 Plastiktüten.
Leichte Kunststofftüten mit einer Wandstärke von 15 bis 49 Mikrometern dürfen Händler in Deutschland seit Anfang 2021 nicht mehr verwenden. 2019 wurden hierzulande noch 878 Millionen dieser Tragebeutel verbraucht. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein deutliches Minus von 11?% (2018: 991 Millionen). Umgerechnet auf den Verbrauch pro Person war der Rückgang weniger eindrücklich: 2018 lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland bei durchschnittlich 12 Tüten, 2019 immer noch bei rund 11. Auch diese Plastiktüten wurden in Deutschland bereits vergleichsweise sparsam verwendet, wie der EU-Vergleich zeigt. So lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Schweden 2019 bei 74, in Lettland bei 71 und in Ungarn bei 66. In Irland und Österreich wurden pro Person mit 5 beziehungsweise 8 Plastiktüten deutlich weniger verbraucht.