Angsthasen fehlt ein Teil der Ernte
Chris van Laarhoven, Aarle- Rixtel/NL, freier Gemüsebauberater aus den Niederlanden, hat seine eigene Meinung zur diesjährigen sehr ungewöhnlichen Spargelsaison und den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Situation der niederländischen Gemüsebaubetriebe. Dr. Gisela Fischer-Klüver sprach mit ihm (4. Mai 2020):
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„Rund ein Drittel der Spargelflächen wurde anfangs nicht aufgedämmt, weil die Angst bestand, nicht genügend Erntekräfte zu bekommen. Aber Ende April war der frühe Spargel bereits verkauft und weitere Flächen wurden doch wieder dazugenommen und aufgedämmt, Erntehelfer sind vorhanden. Vermutlich 60 bis 70 % der Erträge lassen sich jetzt noch von diesen später dazugenommenen Flächen erzielen. Direktvermarktende Betriebe haben sehr gute, sogar Topgeschäfte mit Spargel erzielt. Die Preise bei den Versteigerungen wie in Grubbenvorst zeigen ein sehr komisches Auf- und Ab. Sie lagen Anfang März bei etwa 3,20€ für beheizten Spargel, zwei Wochen später bei 15 €/kg, bevor sie nach Ostern wieder etwas absackten. Ich glaube nicht, dass die Versteigerungspreise die realen Preise wiedergeben, vermutlich gelangten nur die Restmengen an die Versteigerung.
Auch klimatisch beziehungsweise pflanzenphysiologisch war diese Spargelsaison ungewöhnlich. Die frühen Minitunnelflächen werden normalerweise bis Mitte Mai beerntet, waren aber in diesem Jahr bereits Ende April fertig beerntet. Insgesamt waren die Erntemengen von diesen Flächen sehr hoch. Eine hohe Hellmann-Zahl drückt aus, dass Spargelpflanzen im Winter viel Kälte haben müssen, um im Frühjahr schnell große Erntemengen bereitzustellen. Umgekehrt bedeutet eine niedrige Hellmann- Zahl, dass bei Pflanzen mit wenig Kälte die Ernte sehr vorsichtig beginnen muss. Dieses Jahr war jedoch alles ganz anders: Die Spargelernte begann trotz niedriger Hellmann-Zahl früh und war heftig. Einige Bestände wurden acht bis neun Tage nach dem Aufdämmen bereits beerntet. Die Nässe sorgte durch den erst spät möglichen Dammaufbau für eine Zusatzheizung auf der lange flachen Spargelfläche.
Die Corona-Krise zeigt den Unterschied zwischen richtigen Unternehmern und Angsthasen. Der Unternehmer geht vorwärts. Beispielsweise müssen die aus Marokko stammenden Porreejungpflanzen um den 1. März gepflanzt werden für die Ernte von Sommerporree um den 20. Juni. Die ängstlichen Betriebsinhaber haben aus Angst nicht gepflanzt. Die in die Zukunft blickenden Unternehmer pflanzten wie geplant alles zum vorgesehenen Zeitpunkt. Den Angsthasen fehlt in diesem Jahr die frühe Ernte.“
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