Nicht erstarren, sondern Mut zu Veränderungen haben
Das Grauen mit dem Wetter hört nicht auf. 2017 war gekennzeichnet von Spätfrösten, die im April den Betrieben zusetzten. Im vergangenen Jahr war es genau das Gegenteil, nämlich die langanhaltende Trockenheit und Hitze, die die Landwirtschaft in Atem hielt. Die Sorge um die betriebliche Existenz vieler Gemüsebaubetriebe wird allerdings nicht nur durch die klimatischen Extreme angeheizt, sondern zusätzlich durch steigende Lohnkosten, nicht verfügbare Pflanzenschutzmittel sowie einem Markt, der immer fordernder für die Branche wird.
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Dr. Günter Hoos, Direktor des Dienstleistungszentrums Rheinpfalz (DLR), Neustadt, stellte deshalb auf dem Pfälzer Gemüsebautag in Mutterstadt zu Recht die Frage: „Hat der Gemüsebau in Rheinland-Pfalz eine Zukunft?“ Für Hoos ist klar, dass der Gemüsebau unter diesen Bedingungen nur schwer zu bewerkstelligen ist. Ein Vorhaben sollte es daher sein, die Stellschrauben ausfindig zu machen, an denen gedreht werden muss, um zukunftsfähig zu bleiben. „Wir vom DLR stehen den Gemüsebaubetrieben zur Seite. Unser Ziel ist es, mit betrieblichen Analysen auf wissenschaftlicher Basis wichtige Prozesse zu untersützen und zu begleiten“, betont Hoos. Doch auch die Betriebe selbst können ihren Beitrag leisten, um nicht unterzugehen. „Wichtig ist, dass Sie Mut zu Veränderung zeigen und Ihre Innovationsfähigkeit nicht verlieren. Zu erstarren wäre jetzt der falsche Weg. Ein branchenübergreifendes Denken ist deshalb umso wichtiger“, meint Hoos abschließend.
Faire Verhandlungen
Andy Becht, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, hob hervor, dass der Gemüsebau neben dem Weinbau für Rheinland-Pfalz von großer wirtschaftlicher Bedeutung sei. „Es ist schön zu sehen, dass Regionalität im Lebensmitteleinzelhandel heute einen ganz anderen Stellenwert hat als noch vor zehn Jahren. Wir müssen weiter daran arbeiten, dass das auch in Zukunft so bleibt und den Verbraucher ins Zentrum dieser Diskussionen setzen. Denn dieser vergisst die Regionalität spätestens an der Ladentheke“, betont der Staatssekretär. Umso wichtiger sei es deshalb, für faire Erzeugerpreise zu kämpfen.
Ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung wurde Ende Oktober 2018 auf EU-Ebene erzielt, als das EU-Parlament den Trilogverhandlungen mit dem EU-Rat und EU-Kommission über die Richtlinie zu unlauteren Handelspraktiken stattgegeben hat. Die Europäische Kommission hatte ihre Vorschläge für die Richtlinie im April vorgelegt. Ziel dieser ist es, Ungleichgewichte entlang der Lebensmittelkette zu korrigieren und die Landwirte vor unfairen Handelspraktiken, wie kurzfristigen Stornierungen und unangemessenen Erzeugerpreisen seitens des Handels, zu schützen. Einen Schutz vor Wetterkapriolen würden sich wahrscheinlich viele Landwirte und Gemüsegärtner ebenfalls wünschen. Das Wetter 2018 war für die Landwirtschaft eine Herausforderung. Aufgrund des Klimawandels können wir uns wahrscheinlich auf solche Ereignisse künftig häufiger einstellen“, erklärt Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd e. V.
Ein Ziel müsse es sein, Lösungen, wie Beregnungs- oder auch Versicherungsmaßnahmen, zu finden, um Gärtnern und Landwirten unter die Arme zu greifen. Erfreut zeigte sich Hartelt deshalb über den Beschluss des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und der Agrarministerien der Länder, die GAK-Förderung der überbetrieblichen Beregnung um weitere vier Jahre zu verlängern.
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