Blackout in der Landwirtschaft – was dann?
Um die Szenarien eines Stromausfalls ging es bei der Veranstaltung „Blackout in der Landwirtschaft“ am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt/ Weinstraße. Dazu ist auch grenzübergreifende Zusammenarbeit gefragt. Organisator der Veranstaltung war die Arbeitsgruppe Landwirtschaft der Oberrheinkonferenz mit Beteiligung aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz.
- Veröffentlicht am
Wie unerwartet und schnell sich eine Krisensituation entwickeln kann, vermittelten die Referenten. Ursachen sind vor allem Wetterunbilden oder technische Defekte. Dr. Klaus Zimmer, Bereichsleiter und Prokurist bei der Pfalzwerke Netz AG in Mutterstadt, berichtete, dass schon bei Blitzeinschlägen Reaktionen und Umschaltung auf andere Netze innerhalb kürzester Zeit nötig werden. Ein extremes Beispiel war eine Nacht im Juli 2018: In dieser wurden im Einzugsgebiet 3500 Blitze (Wolke- Erde) gemessen zwischen 0 und 3 Uhr. Wäre es am Tag gewesen, hätte es gravierende Folgen gehabt. Eindrücklich, untermalt von Bildern, erinnerte Zimmer daran, dass immer wieder auch die Landwirtschaft Schaden verursache. Erntemaschinen rammen Strommasten oder – alle Jahre wieder – landen landwirtschaftliche Folien auf Strommasten. Unter unglücklichen Umständen kann die Folie Hoch- und Mittelspannung miteinander verbinden, was einen großen Ausfall zur Folge hätte. „Auf keinen Fall eine Folie runterziehen“, lautete ein Appell an die anwesenden Landwirte. Das sei sehr gefährlich, da die Folien leitend werden können. Die Instruktion von Mitarbeitern ist ein Muss. Eher kritisch sieht Zimmer die Zunahme von EE-Anlagen (Erneuerbare Energien). Damit erhöhe sich die Zahl der Marktteilnehmer erheblich und könne zu einem Systemungleichgewicht führen. Diese Anlagen würden nicht auf Regelleistung, sondern auf Maximalertrag laufen. Davon müssten sie weg. Landwirt Thomas Ostendorf aus Ochtrup im Münsterland, der 2005 zu 250.000 von einem Stromausfall Betroffenen zählte, hätte die Situation damals ohne Notstromaggregat und Dieselvorrat nur mit großem Schaden überstanden. Er rät dazu, ein solches Gerät regelmäßig zu testen, zum Beispiel im jährlichen Rhythmus.
Einen Stromausfall hält Stefan Klein, Leiter der Katastrophenschutzeinheit der Stadtfeuerwehr Neustadt/Weinstraße, als eines der schlimmsten Szenarien, da die Auswirkungen oft nicht abschätzbar seien. Im ländlichen Raum könne man sich noch helfen, in der Stadt nicht mehr. Er sieht die Landwirtschaft in der Pflicht, im Notfall anderen zu helfen. Man wisse, wo Diesel lagere, und sei rechtlich befugt, auf dieses im Katastrophenfall zuzugreifen, um der gesamten Bevölkerung zu helfen. Das größte Problem sei die Information der Bevölkerung, denn das Erste, was zusammenbreche, seien die Handynetze. Jeder Bürger ist zur Vorsorge aufgerufen.
Barrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast