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Professor Fritz zum 90. Geburtstag

Am 11. Januar 2013 feierte Prof. Dr. Dietrich Fritz seinen 90. Geburtstag. Er gehört damit in den Kreis der Personen, die nach dem Krieg den Aufbau unseres Berufsstandes erlebten und an seiner Entwicklung mitwirkten. Als er Anfang 1946 aus amerikanischer Gefangenschaft kam und sich in Tübingen um einen Studienplatz in Medizin bewarb, passierte ihm das Gleiche, was viele andere auch erfahren musste: Er wurde nicht angenommen.
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Für dieses Vorgehen der Universitäten gab es verschiedenste Gründe, Raummangel, Entnazifizierung der Professoren, oder bei manchen ein nicht anerkanntes Notabitur.
Da auch er „etwas anfangen musste“, begann er mit einer Gärtnerlehre in dem Betrieb von Alfred Mergenthaler in Fellbach, die er ein Jahr später in der Gartenbauschule Stuttgart-Hohenheim fortsetzen und mit einer Gehilfenprüfung abschließen konnte.
Nach einem Studium der Agrarwissenschaften bis zum Vorexamen wechselte er, da an dieser Hochschule noch keine gärtnerischen Fächer belegt werden konnten, im Herbst 1948 in die kurz vorher gegründete Hochschule für Gartenbau und Landeskultur in Sarstedt/ Hannover.
1950 konnte man ihm zum Diplom, anschließend zum Arbeitsbeginn am Institut für Gemüsebau der TH Hannover unter der Leitung von Professor Dr. Dr.h.c. Wilhelm Nicolaisen gratulieren.
Etwa ab diesem Zeitpunkt begann in der Bundesrepublik eine intensive Forschung im Sektor Gemüsebau. Für Prof. Fritz war das nicht nur ein Miterleben sondern aktives Mitgestalten, beginnend in Hannover, wo er von 1950 bis 1955 erste Erfahrungen bei der Einrichtung eines Instituts sammeln konnte und Forschungsarbeiten von der Jungpflanzenanzucht bis zu anbautechnischen Fragen im standortgerechten Gemüsebau mitbetreute. Mit dem Thema „Belichtung von Kohlrabijungpflanzen“ schloss er seine Promotion ab.
Das erste Institut leitete er eigenverantwortlich in Geisenheim an der Hessischen Lehr- und Forschungsanstalt 1955 bis 1961.
Die hessische Landesregierung hatte auf Hinweise aus der Praxis beschlossen, das Lehrangebot auf dem Sektor Gartenbau durch die Gründung dieses Instituts zu vervollkommnen.
Die angewandte Forschung musste vor allem auf wärmeliebende Pflanzen, wie sie in den Intensiv-Anbaugebieten Wiesbaden, Kassel und Frankfurt mit mittelgroßen Betrieben verbreitet kultiviert wurden, konzentriert werden, um Erträge zu steigern.
Es galt auch, die Anbauempfehlungen eines bedeutenden Industriebetriebs (Franz Mappes, Limburgerhof) neutral abzusichern. Für alle diese Aufgaben wurden dem Institut neben einer kleineren Freilandfläche fünf moderne Gewächshäuser zur Verfügung gestellt.
Im Oktober 1961 erhielt Prof. Fritz den Ruf als ordentlicher Professor für Gemüsebau an der Fakultät für Landwirtschaft und Gartenbau der Technischen Hochschule München, Freising/Weihenstephan. Wieder forderte der Aufbau viel Kraft und Ideen.
Es war die Zeit, in der sich die Grenzen zu öffnen begannen und der Markt in München ein Importknotenpunkt mit neuen Konkurrenten wurde.
Beim Anbau wurde pilliertes Saatgut für die Jungpflanzenanzucht und für Sägemüse im Freiland angeboten. Das war etwas völlig Neues, was im Institut zu einer der ersten Promotionen führte.
Unter anderem, weil erhöhte Ansprüche an das Saatgut gestellt werden mussten und andererseits die Arbeitsbelastung durch Pikieren und Vereinzeln entfielen.
Die personelle Ausstattung im Institut verbesserte sich ab den 1970er Jahren, sodass mit einer Spezialisierung, die über Jahre lief, begonnen werden konnte. Wichtige Bereiche waren die Einflüsse von Faktoren wie Nährstoffe, Abfallstoffe, Standort, Sorten, Erntetermin, Aufbereitung, Lagerung auf die innere und äußere Qualität von Gemüse. Ein weiterer Schwerpunkt betraf das Verhalten des Erntegutes während der Lagerung.
Das Institut in Weihenstephan war die einzige Stelle in der Bundesrepublik, die sich im Gartenbau mit anbautechnischen Fragen bei Heil- und Gewürzpflanzen beschäftigte. Begonnen wurde Ende der 1960er Jahre wieder mit einer Promotionsarbeit, die den Einfluss der Düngung auf die Bildung von ätherischen Ölen in der Pfefferminze zum Thema hatte.
Dann folgten umfangreiche weitere Untersuchungen mit Enzian, Schöllkraut, Kamille, Baldrian, Melisse, Hopfen und Schafgarbe. Aus den einzelnen Schwerpunkten entwickelten sich Arbeitsgebiete, die von Instituts-Mitarbeitern erweitert und betreut wurden. Prof. Dr. Weichman war für die Nacherntephysiologie und Lagerung, Prof. Dr. Venter für die Nitratversorgung und Prof. Dr. Franz für die Heil- und Gewürzpflanzen verantwortlich.
Diese Übersicht der fachwissenschaftlichen Themen könnte durch eine Vielzahl von Seminarund Diplomarbeiten, Veröffentlichungen und Vorträgen sowie Bücher vervollständigt werden.
Es war selbstverständlich, dass Prof. Fritz in der heimatlichen Fakultät und Universität Aufgaben der Selbstverwaltung übernahm oder, wie in Berlin nach der Wiedervereinigung, bearbeitete.
Zumindest an einigen Beispielen muss auf die vielfältigen Aktivitäten von Prof. Fritz außerhalb der Universität hingewiesen werden. Besonders rührig war er in der deutschen (DGG) und der internationalen Gartenbauwissenschaftlichen Gesellschaft (ISHS) in deren Vorständen und Sektionen. In der ISHS war Prof. Fritz im Exekutivkomitee intensiv tätig. Höhepunkt war 1982 der Gartenbaukongress in Hamburg. Für diese erfolgreichen Arbeiten wurde Prof. Fritz 1986 zu Recht mit der Goldenen Anstecknadel und 1990 mit der Ehrenmitgliedschaft geehrt.
Weitere „ehrenamtliche Nebentätigkeiten“ sind die Mitarbeit im VDLUFA, in der Bundesforschungsanstalt für Gartenbauliche Pflanzenzüchtung, im Bundessortenamt, das mit großem Vergnügen ausgeübte Amt als Preisrichter in den Bundesgartenschauen, die enge Verbindung zum Bayerischen Gärtnereiverband und vieles andere mehr. Es war ein erfolgreiches Berufsleben, wie es nicht allzu häufig zu beobachten ist. Dazu ist ihm zu gratulieren.
Es bleibt außerdem der Wunsch, dass der Jubilar noch weitere Jahre einigermaßen gesund und zufrieden verleben möge.