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Austausch in der Spargelbranche

31. Spargel-Tage in Freckenhorst

Vom 5. bis 7. Februar 2024 fanden in der Katholischen Landvolkshochschule in Warendorf-Freckenhorst die 31. Freckenhorster Spargel-Tage statt. 60 Landwirte aus mehreren Bundesländern trafen sich um über künftige Optimierungen beim Anbau des Premium-Gemüses zu diskutieren.

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60 Landwirte trafen sich um über künftige Optimierungen beim Spargelanbau zu diskutieren.
60 Landwirte trafen sich um über künftige Optimierungen beim Spargelanbau zu diskutieren.LVHS
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Die dreitägige Tagung stand unter der Leitung von Karin Ziaja (Landvolkhochschule) und Hinrich Niemann (Landwirt und Moderation). Neue Seminarmethoden, wie die kurz kreative Vorstellrunde - die „WARP-Konferenz“ unterstützten den Austausch untereinander. Neu ist, dass zunehmend Vertriebs- und Betriebsleitungsthemen diskutiert werden – die Anbauthemen rücken etwas in den Hintergrund.

Thies Meyer aus Niedersachsen stellte beispielsweise hofeigene Innovationen an den Erntehilfen vor: Ein digitales GPS-Tracking ermöglichen Chipkartenleser an den Spinnen. Auch Christian Heitmeier („Heitmeiers Bio“ vor den Toren von München) setzt auf die Technisierung der Produktion: Zwischenreihenbegrünung und größere Maschinen optimieren die Abläufe. Und auch Anbau und Vermarktung werden angepasst: Grünspargel und Vio-Spargel sind im Biobereich zunehmend gefragt, ebenso gibt es einen Trend zu kleineren Gebinden (400 Gramm).

Christian Heitmeier („Heitmeiers Bio“ vor den Toren von München) setzt auf die Technisierung der Produktion. © LVHS

Aktuellen Stellschrauben in der Branche

In weiteren elf Vorträgen wurden die aktuellen Stellschrauben in der Branche diskutiert. Um nur einige der Themen zu nennen: steigende (Lohn-)Kosten, Personalmangel im Verkauf oder ein gutes Marketing zur Kundenbindung. Jürgen Schulze verwies als Vertreter des Netzwerkes der Spargel- und Beerenobstanbauer in seinem Vortrag „Grün is(st) jünger“ auf die derzeitige Käuferstruktur beim Bleichspargel: 44 % der Kunden des Premiumgemüses sind älter als 45 Jahre. Jüngere Kunden setzen auf Grünspargel. Derzeit bereitet das Netzwerk der Produzenten einzelne Aktionstage vor, die den Absatz anzukurbeln: Am 03. Mai 2024 ist der „Tag des deutschen Spargels“ und am 24. Mai 2024 der „Tag der deutschen Erdbeere“  geplant.

Einen Einblick über die Entwicklung einiger Spargel-Anbaugebiete im europäischen Ausland bot BDSE-Spargelberater Dr. Ludger Aldenhoff. Auch bei den europäischen Nachbarn ist die Produktion stark von der Verfügbarkeit von Erntehelfern bestimmt. Für den noch überschaubaren polnischen Spargelanbau fehlen seit 2022 die ukrainischen Erntehelfer. Eine Änderung dieser Situation ist erst mit dem Ende des Krieges in der Ukraine zu erwarten. Derzeit stagniert die Anbaufläche, in Griechenland wiederum sinkt diese. Hier wird die Spargelernte überwiegend durch Erntehelfer aus Albanien und Bulgarien eingebracht. In Griechenland entwickelt sich jedoch gerade durch den aktuellen Boom des Kiwi-Anbaus für den globalen Markt eine Konkurrenz der Kulturen, bei der die Kiwi durch die leichtere Ernte an Zuspruch durch die Erntehelfer gewinnt.

In Italien wird insbesondere in Venetien Bleichspargel intensiv angebaut. Während die Probleme mit Rostbefall und Läusen ähnlich zu den Herausforderungen im Anbau in Süddeutschland sind, ist die Verfügbarkeit von Erntehelfern eine größere Herausforderung als in Deutschland. Der Einsatz nordafrikanischer Erntehelfer, die als Flüchtlinge einreisen, ist nicht mehr erlaubt. EU-Bürger aus Rumänien übernehmen die Aufgabe. Im Spargelanbau in Österreich findet der Wechsel von Bleich- zu Grünspargel im hohen Tempo statt.

Fit in die Zukunft

Neben Reiseberichten zeigten viele Fachvorträge den in das münsterländische Freckenhorst angereisten Teilnehmenden, Wege in eine zukunftsfähige Produktion. Digitale Zeiterfassung, moderne cloud-basierte Büroführung mit Dokumentenmanagementsystemen und Effizienzsteigerung durch optimierte Prozesse in Feld und Halle sind Beispiele.

Arbeitswirtschaftlerin Monika Schulz von der Firma „Ratiochron“ erläuterte Möglichkeiten, Greif- und Laufwege bei der Ernte und in der Spargelverarbeitung zu optimieren. Beispiele sind etwa die stringente Markierung von Palettenstandplätzen auf den Fußböden der Verarbeitungshalle oder das Anraten, an der Spargelspinne unbedingt an beiden Seiten Halterungen für die Kisten anzubringen statt nur an einer. Weitere Hinweise wurden anhand von Praxisbildern zur guten Positionierung der Kisten an den Maschinen in der Sortierhalle gegeben. Sie stellte ein von ihr erfolgreich implementiertes Prämienlohnsystem an der Sortiermaschine vor. Dafür wurde zunächst - unter vorheriger Ausschöpfung aller Prozessoptimierungen - ein realistisches Durchsatzvolumen festgelegt. Wenn die Mitarbeitenden mindestens 95 % dieses Durchsatzes erreichen oder darüber hinaus steigern, werden gestaffelte Prämien ausgezahlt. Bei einer gewollten Veränderung von Arbeitsabläufen ist zwingend die Begleitung durch den Betriebsleiter nötig.

Arbeitswirtschaftlerin Monika Schulz (Fa. Ratiochron) erläuterte Möglichkeiten, Greif- und Laufwege bei der Ernte und in der Spargelverarbeitung zu optimieren. © LVHS

Greif und Laufwege wirken sich auf die Leistung aus.  © Monika Schulz (Fa. Ratichron)

Für eine frische Öffentlichkeitsarbeit brachte Agrar-Podcasterin Maja Mogwitz ihr Wissen in die Tagung ein. „Tore weit auf – so geht Öffentlichkeitsarbeit heute“ lautete der Vortragstitel. Mit „63 Hektar“ setzt sie beim NDR ein erfolgreiches Format mit 50.000 Hörern/Abonnenten um und vermittelt zwischen Gesellschaft und Landwirtschaft. Ihre Empfehlung an die Branche: „Nutzen Sie Social Media! Zeigen Sie Gesicht in kurzen Posts, und planen Sie für die Saison eine zielgruppengerechte Kommunikation. So können Sie aus Followern Kundinnen und Kunden gewinnen!“

Für eine frische Öffentlichkeitsarbeit brachte Agrar-Podcasterin Maja Mogwitz ihr Wissen in die Tagung ein. © LVHS

Außer-Haus-Konsum als Chance

Schließlich traf Agrarmarketing-Expertin der Landwirtschaftskammer NRW Birgit Jacquemin in ihrem Vortrag vieles auf den Punkt: „Junge Leute und Hofläden? Die finden die gar nicht!“ Und dies ist leider ein Trend, der sich nicht umkehren wird. Die junge Generation „Z“ kenn nicht nur wenige Hofläden, sie ist auch mit einer Angebotsvielfalt groß geworden, mit der Direktvermarkter mithalten müssten. Convenience-Produkte, wie beispielsweise pfiffige, neue Spargel-Saucen oder Fertig-Produkte zum „Snacken“ und Salate zum Außer-Haus-Konsum seien eine Chance. Höfe können Emotionen vermitteln und zudem ein Ort für Gruppenerlebnisse sein (zum Beispiel Rad-Gruppen): 30 % der derzeit Erwerbstätigen werden ab 2030 in Rente gehen. Sie werden Freizeitangebote suchen und da der Verzehr von Spargel selten allein erfolgt, sind gastronomische Angebote in der Saison für die Anbauer eine Chance.

Mahlzeiten, Kaffeepausen und der Austausch in der „Schorlemer Stube“ am Abend boten den interessierten Teilnehmenden gewinnbringende Gespräche. Auch wenn an einigen Stellschrauben bei Anbau, Verarbeitung und Vermarktung weiterzudrehen ist, können die Sonderkulturanbauenden stolz sein auf die Erfolgsgeschichte des deutschen Spargelanbaus.

Die 32. Freckenhorster Spargel-Tage finden vom 3. bis 5. Februar 2025 statt! Eine Anmeldung ist über den folgenden Link möglich: https://lvhs-freckenhorst.de/seminar/25-602B27

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