Praxisvorführungen zur Bewässerung auf den Ökofeldtagen
Im Rahmen der Ökofeldtage 2023 auf dem Biohof Grieshaber & Schmid in Ditzingen fanden mehrfach Praxisvorführungen zur Bewässerung im Feldgemüseanbau statt. Wir haben uns unter die Besucher gemischt.
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Matthias Braig vom Beratungsdienst Ökologischer Gemüsebau (BÖG) in Zell stellte zusammen mit Vertretern der Firma Netafim wassersparende Lösungen für den Gemüsebau vor. Hierzu wurden verschiedene Parzellen auf dem Praxisbetrieb mit unterschiedlichen Kulturen und Anbaumethoden bestückt.
Um sich für das passende Bewässerungssystem auf dem eigenen Betrieb zu entscheiden, muss zunächst klar sein, wie viel Wasser überhaupt zur Verfügung steht und mit welchen Druck dieses zu den Kulturen geleitet werden kann. Diese beiden Parameter haben nämlich einen entscheidenden Einfluss auf das passende Bewässerungssystem.
Tropfschläuche im gesäten Gemüse
Auf dem ersten Versuchsfeld wurde Rote Beete ausgesät. Um gleichzeitig zu säen und die benötigten Tropfschläuche flach in den Damm einzuziehen, wurde eine spezielle Saatmaschine von Agricola verwendet, die je nach benötigter Reihenbreite individuell verstellt werden kann. Die Saatkörner wurden links und rechts des Schlauchs abgelegt.
In den verlegten Tropfschläuchen ist ein spezielles Element verbaut, das den Druck innerhalb des Schlauches gleichmäßig hält und somit dafür sorgt, dass an allen Tropfern die gleiche Wassermenge austritt. Diese sogenannte Druckkompensation sorgt dafür, dass die Tropfschläuche längs zum Hang eingesetzt werden können. Bis zu 34 Höhenmeter können mit einem solchen System überbrückt werden. Die Schläuche haben eine sehr hohe Verteilgenauigkeit von 100 %, sind etwas hochpreisiger, können dafür jedoch mehrfach aufgewickelt und wiederverwendet werden.
Sogenannte drucksensitive Schläuche hingegen verfügen nur über eine etwa 8o %ige Verteilgenauigkeit. Bei größeren Höhenunterschieden im Gelände sind sie weniger geeignet. Nach der Ernte werden diese günstigeren Schläuche entnommen und dem Recycling zugeführt. Netafim hat hierfür ein spezielles Rücknahmesystem entwickelt, da das verwendete PE wiederverwertbar ist.
Grundsätzlich gilt beim Aufbau einer Tropfbewässerungsanlage, dass bei sehr hohen Wasserdücken von beispielsweise 12 bar immer ein zweiter Druckminderer verbaut werden muss. Was die technisch mögliche Länge von Tropfschläuchen angeht, so gibt Netafim bei der Verlegung am Hang bis zu 1000 m an, in der Ebene bis zu 600 m Länge.
Als Faustzahl für die Bewässerungsmenge mittels Tröpfchenbewässerung gelten etwa fünf Liter pro Tag, die von der Pflanze genutzt werden und über den Boden verdunsten, so zumindest die Empfehlung der Offizialberatung. Netafim hingegen rät den Praktikern dazu, über einen längeren Zeitraum, dafür aber weniger Wasser zu geben, da der Boden rund um die Tropfstelle eine Wasserzwiebel bilde.
Apropos Wasserzwiebel, je sandiger der Boden, desto schwächer seine Wasserhaltekraft. Daher sollten hier die Tropferabstände entsprechend kleiner gewählt werden.
Sollte es einmal zu Beschädigungen an den Leitungen kommen, so sind spezielle Reparatursets erhältlich. Eine Tropfbewässerung spart im Vergleich zur Überkopfbewässerung mittels Großregner rund 60 % Wasser ein.
Überkopfregner in Sellerie
An der zweiten Station wurde eine Selleriekultur vorgestellt, die mit Überkopfregnern der Firma Netafim ausgestattet waren. Dabei handelt es sich um Mikrosprinkler namens Meganet 24D. Die Anlage wurde digital via Smartphone gestartet. Diese Sprinkler sind laut Hersteller nicht windanfällig. Zudem soll bei dem System nur wenig Wasser via Verdunstung verloren gehen. Die Sprinkler können über verschiedene Stangensysteme individuell installiert und in der Höhe verstellt werden. So sind sie auch zur Frostschutzberegnung beispielsweise im Kartoffelanbau einsetzbar.
Die vorgestellten Sprinkler schaffen einen Bewässerungsdurchmesser von 9 bis 17 m. Das Unternehmen bietet auch Mikrosprinkler mit kleinerem Radius zum Beispiel für Gewächshauskulturen an. Grundsätzlich müssen Bewässerungsanlagen individuell für die jeweiligen Betriebe zusammengestellt werden. Für Kleinstbetriebe wie Marktgärtner oder Solawis gibt es jedoch auch fertige Kits, die sofort anschlussbereit sind. Alle Systeme von Netafim bewegen sich übrigens im Niederdruckbereich zwischen 1 und 4 bar.
Oberirdischer Tropfschlauch bei gepflanzten Kulturen
Auf dem dritten Versuchsfeld wurden die Tropfschläuche oberirdisch nach der Pflanzung verlegt, wobei oberirdisch nicht wörtlich zu nehmen ist. Auch hier sollte eine leichte Erdbedeckung angestrebt werden, um Verwehungen der Schläuche zu verhindern.
Verlegemaschine Forigo
An der vierten Station wurde die Verlegemaschine G35-150 von Forigo vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Umkehrfräse mit Dammformer. Die Tropfschläuche werden direkt bei der Dammerstellung in 5 bis 25 cm Tiefe verlegt. Die Dammhöhe beträgt 25 bis 30 cm und wird anschließend auf 18 cm rückverdichtet. Die Schläuche sollten spätestens 24 bis 36 Stunden nach der Verlegung mit Wasser beaufschlagt werden, um Funktionsbeeinträchtigungen zu vermeiden.
Die Maschine gibt es auch als Beetfräse ohne Dammformer. Bei einer Maschinenbreite von 1,5 m können bis zu drei Schläuche parallel in einem Beet verlegt werden.
Es wurde darauf hingewiesen, dass es zudem möglich ist, den Damm nach einer ersten Kultur für eine zweite Belegung aufzubereiten, sofern die Schläuche zuvor tief genug verlegt wurden. Zum Bergen der Schläuche können die Dämme während der Ernte unterschnitten werden. Hierzu können sich zum Beispiel Möhrenroder eignen. Anschließend werden die Tropfschläuche aufgewickelt.
Wer Beratung in Sachen Bewässerung benötigt, kann sich in Baden-Württemberg zum Beispiel an den Beratungsdienst wenden. Zudem hilft natürlich die Firma Netafim bei der Auswahl des passenden Bewässerungssystems.
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