Die Anbaumethode der Zukunft
Interview mit Rens Muusers, Verkaufsberater EMEA Cucumber, BASF/Nunhems, zur Hohe-Draht-Kultur von Gurken.
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Gemüse: Herr Muusers, was bedeutet 20 Jahre Hohe-Draht-Kultur bei Gurken für BASF/Nunhems und für Produzenten von Schlangengurken?
Rens Muusers: 2020 war ein besonderes Jahr für BASF Vegetable Seeds – ein Jahr um zurück zu schauen, wie sich Stück für Stück die Gurkensorten entwickelt haben, die perfekt für den Hochdrahtanbau geeignet sind. Aber es ist auch ein Jahr, um nach vorn zu blicken. Für die gesamte Gurkenindustrie ist der Hohedrahtanbau die Anbaumethode der Zukunft geworden. Die passenden Sorten in Kombination mit technischen Entwicklungen wie der Assimilationsbeleuchtung innerhalb Nordwesteuropas haben immense Vorteile für den Anbauer und versorgen täglich Millionen von Konsumenten mit frischen, gesunden und nachhaltig produzierten Gurken.
Gemüse: Welche Produzenten entscheiden sich für die Hohe-Draht-Kultur und welche nicht?
Rens Muusers: Prinzipiell kann jeder Anbauer zum Hohedrahtanbau wechseln und damit erfolgreich werden. Allerdings müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Das Gewächshaus muss zum Hochdrahtanbau passen und beispielsweise eine Höhe von mindestens 4,5 m aufweisen, optimaler sind 6 m. Ich denke, dass auch die Organisation und Arbeitsprozesse angepasst werden müssen. Man benötigt mehr Arbeitskräfte im Gewächshaus, die auch qualifiziertere Fähigkeiten vorweisen müssen.
Gemüse: Dem Mehrertrag durch die speziellen Sorten und der Kulturmethode stehen höhere Arbeitskosten von rund 35 % gegenüber. Wie rechnet sich die Hohe-Draht-Kultur trotzdem?
Rens Muusers: Durch die gleichmäßigere Fruchtausbildung lassen sich bei der Hohe-Draht-Kultur wesentlich mehr Früchte einheitlicher und guter Qualität ernten. Der höhere Ertrag kompensiert die zusätzlich anfallenden Arbeitskosten. Durch den höheren Produktions-Output sind die Fixkosten pro geernteter Gurke niedriger.
Gemüse: Während die Hohe-Draht-Kultur in der Regel zweimal pro Jahr neu gepflanzt wird, sind es drei bis vier Pflanzungen bei der traditionellen Kultur. Also spare ich Pflanz- und Jungpflanzenkosten?
Rens Muusers: Ob man tatsächlich Pflanzkosten spart, hängt im Wesentlichen von der Pflanzdichte und der Anzahl Neupflanzungen im traditionellen Anbau, mit dem verglichen wird, ab. Die Pflanzkosten pro Gurke sind definitiv niedriger im Hochdrahtanbau, da man einen höheren Ertrag erzielt.
Gemüse: Welche technischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein für die Hohe-Draht-Kultur?
Rens Muusers: Für den Hochdrahtanbau benötigt man zu allererst ein Gewächshaus mit einer Mindesthöhe von 4,5 m, besser 6 m. Des Weiteren müssen höhenverstellbare Arbeitswagen vorhanden sein, um in der Höhe arbeiten zu können. Die meisten Kultivateure der Hohe-Draht-Kultur investieren zunehmend in Assimilationsbeleuchtung und Hochdruckbeneblung, um somit den Ertrag noch weiter zu steigern.
Gemüse: Benötigt die Hohe-Draht-Kultur besondere Sorten? Funktioniert die Kultur nicht auch mit traditionellen Sorten?
Rens Muusers: Manchmal sehen wir, dass auch „traditionelle“ Sorten im Hochdrahtanbau verwendet werden. Aber diese Sorten sind nicht speziell für den Hochdrahtanbau gedacht und ihre Pflanzarchitektur ist für diese Kulturmethode weniger geeignet. Sie sind nicht ausreichend selektiert für alle Lichtbedingungen, sind meist länger, verursachen mehr Arbeit und haben größere Blätter. Wir bei BASF Vegetable Seeds selektieren speziell Sorten, die für die jeweilige Anbaumethode geeignet sind und dem Anbauer den höchsten Ertrag, die beste Qualität und die größte Einsparung an Arbeitskosten geben können.
Gemüse: Ist das Potenzial für die Produktion von Schlangengurken nun ausgeschöpft?
Rens Muusers: Nein, es gibt weitere Stellschrauben. Obwohl die Sorten der Hohe-Draht-Kultur das Sonnenlicht effizient nutzen, ließ sich in ersten Versuchen die Produktion unter Zusatz von Assimilationslicht mit Natrium-Hochdruckdampflampen der Ertrag auf mindestens 300 und mehr Gurken/m² und Jahr steigern. LED-Belichtung mit speziellen Spektren von oben bieten weiteres Potenzial, die Erträge, Inhaltsstoffe und den Geschmack zu steigern beziehungsweise zu verbessern. Weitere Potenziale liegen in der optimierten Pflanzdichte, Art und Häufigkeit der Seitentriebentfernung sowie in der Verfeinerung sonstiger Kultureingriffe inklusive der von der Sonneneinstrahlung abhängigen Bewässerung.
Die Fragen stellte Dr. Gisela Fischer-Klüver, Hannover.
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