Noch keine Entspannung in Sicht
Peter Muß, stellvertretender Geschäftsführer des Provinzialverbands rheinischer Obst- und Gemüsebauer, sieht die derzeitige Lage alles andere als entspannt.
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„Erntehelfer fehlen nach wie vor an allen Ecken. Der Druck in den Betrieben ist sehr groß aufgrund der Auflagen hinsichtlich der Unterbringung und der Hygienemaßnahmen. Darüber hinaus ist die Vermarktungssituation schwierig, weil die Preise in weiten Teilen nicht das einbringen, was an zusätzlichen Kosten durch die Corona-Pandemie entsteht.
Unmut über die mediale Berichterstattung
In unserer Region gibt es großen Unmut über die Berichterstattung in den Publikumsmedien über Betriebe, die zumindest angeblich ihre Mitarbeiter schlecht behandeln. Da schwappen die negativen Emotionen aus dem Fleischsektor über.
Es gab gerade hier im Vorgebirge einen groß durch die Medien gegangenen Fall mit einem Spargel –und Erdbeerbetrieb, bei dem es eigentlich kein Problem gab, aber es wurde ein Problem hochstilisiert. Die ständige Negativberichterstattung belastet die Betriebsleiter und zehrt an deren Nerven. Mit jedem weiteren Bericht bleibt doch irgendetwas bei den Verbrauchern hängen und die Betriebsleiter werden von diesen immer wieder angesprochen hinsichtlich Unterbringung und Einhaltung der Hygienemaßnahmen.
Kaum nennenswerte Beanstandungen
Die Ämter für Arbeitsschutz, die Ordnungsämter, sind unterwegs und kontrollieren, allerdings unabhängig von der Berichterstattung. Soweit ich weiß, laufen die Kontrollen wirklich in einem vernünftigen Rahmen ab. Es gab laut meiner Erkenntnis bisher keine größeren Beanstandungen. Es ging wohl bisher lediglich um kleine Dinge wie ein fehlendes Schild oder einen fehlenden Aufkleber für die Abstandsregelung. Aber das sind im Endeffekt marginale Dinge. Die Einhaltung beispielsweise der Belegungsdichte für die Unterbringung der Saison-Arbeitskräfte wird eingehalten, allerdings verbunden mit einem erheblichen Mehraufwand.
Vermutlich wurde weniger gepflanzt
Im Gemüsebau haben wir den Eindruck, dass dieses Jahr weniger als in Vorjahren gepflanzt wurde, weil zu Beginn der Pflanzzeit unklar war, wie es weitergeht. Damals gaben etliche Betriebsleiter an, weniger zu pflanzen. Ob das alles tatsächlich so realisiert wurde, wissen wir natürlich nicht. Aber ich habe schon den Eindruck, dass sich die Betriebe flächenmäßig etwas einschränken, weil sie die in normalen Jahren benötigten Erntehelfer derzeit gar nicht unterbringen können. Einmal eben schnell neue Wohncontainer aufstellen funktioniert nicht so einfach, weil die einfach nicht verfügbar sind. Außerdem ist die Situation so, dass viele Saison-Arbeitskräfte aus Rumänien und Polen derzeit gar nicht nach Deutschland kommen wollen. Bulgaren sind hier in unserer Region eher weniger anzutreffen. Bulgarien hat anfangs die Arbeitskräfte auch gar nicht ausreisen lassen. Mittlerweile sind auch in unserem Gebiet einige Bulgaren angereist, aber die Zahl ist deutlich kleiner als die der Rumänen und Polen.
Super gut läuft derzeit die Direktvermarktung. Die Vermarktung über den Handel ist eher schwierig.“
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