Ungewisse Zukunft
Dirk Beckedorf produziert Freilandgemüse großteils für den Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) in seinen Betriebsteilen in Hamburg und Reinbek und ist Vorstandsmitglied der Fachgruppe Gemüsebau Norddeutschland. Im Moment herrscht noch Normalität, aber was ist, wenn die Ernte richtig losgeht?
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Beckedorfs Erfahrungen und Einschätzungen;
"Da wir uns derzeit noch vor der Ernte befinden und Pflanzung und Pflege zeitlich noch vor der Krise lagen, läuft das Betriebsgeschehen momentan noch fast normal.
Wir arbeiten mit polnischen und rumänischen Saison-Arbeitskräften (SAK). Einige Arbeitskräfte waren bereits vor der Krise in anderen Betrieben in Deutschland tätig und sind, statt zwischendurch im April nach Hause zu fahren, lieber gleich hier geblieben.
Bisher sind wir eine kleine Arbeitsgruppe von rund 20 Arbeitskräften, die das Betriebsgelände kaum verlassen, bei uns wohnen und kaum Außenkontakte haben. Ausflüge nach Hamburg zum Fischmarkt beispielsweise sind momentan ohnehin hinfällig. Eine Ansteckungsgefahr ist sehr, sehr gering, die Arbeitskräfte sind unter sich. Momentan sieht es also noch relativ gut aus bei uns. Entscheidend ist die Personalsituation zum Erntebeginn.
Arbeitskräfte aus Deutschland: ruckzuck sind sie weg
Mit Erntekräften vom deutschen Arbeitsmarkt haben wir alle kaum Erfahrungen und sind hin und her gerissen. Die große Gefahr dabei: Ruckzuck sind die Kräfte wieder weg, wenn die Industrie und das normale Alltagsleben wieder anläuft und die Kurzarbeit endet. Es ist eine ungewisse Zukunft, eigentlich für alle.
Absatz lässt viele Fragen offen
Den Absatz für unser Gemüse kann ich derzeit noch überhaupt nicht einschätzen. Es bestehen Absprachen mit dem (LEH), hier gibt es noch keine Absagen. Wir wissen nicht, wieviel Ware auf den Markt kommt. Ungewiss ist, wieviel Ware für die Verarbeitung produziert wird, möglicher weise dort nicht abgenommen wird und dann auf dem freien Markt landet. Es gibt lediglich Vermutungen, aber Genaues weiß keiner wirklich.
Offen ist auch, wann die Schulverpflegung wieder einsetzt und die Kantinen wieder öffnen.
Meinen im Freiland produzierenden Berufskollegen hier im Umkreis geht es ähnlich. Die Personalsituation ist noch weitgehend ausreichend, aber wenn demnächst die Ernte einsetzt, wird es schwierig.
Hohe bürokratische Hürden
Die Rumänen dürfen jetzt einreisen. Verbunden damit ist natürlich eine große bürokratische Hürde. Die Arbeitskräfte sind separiert, getrennt von anderen unterzubringen und müssen getrennt von allen anderen Mitarbeitern arbeiten. Das ist schon eine Herausforderung.
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