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Statement von Simon Schumacher (VSSE)

Osteuropäische Erntehelfer maximal schützen

Simon Schumacher, Geschäftsführer und Vorstandssprecher des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE), Bruchsal, äußerte sich am 27. März zur aktuellen Situation fehlender Saison-Arbeitskräfte (SAK) für die Spargel- und Erdbeerernte vor dem Hintergrund des Einreiseverbots dieser aus Osteuropa.

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VSSE
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In den Betrieben besteht große Ratlosigkeit. Wir wissen nicht, wie wir mit 16.000 Freiwilligen 160.000 Profis aus Osteuropa ersetzen sollen. Diese Situation wird garantiert einige Existenzen kosten und alle vor ganz große Herausforderungen stellen.

Es ist schwer, mit inländischen, freiwilligen Menschen zu arbeiten, die zeitliche oder andere Sonderwünsche haben. Dennoch tut es gut, die Solidarität aus der Bevölkerung zu erfahren. Viele Hilfsangebote erhalten wir von Studenten und ehemaligen Gastronomiebeschäftigten oder Messebauern, also aus Arbeitsbereichen, die jetzt still liegen. Aber es wird nicht helfen, wir haben viel zu wenig Arbeitskräfte.

Es wird eine ganz starke Veränderung geben. Dazu kommt die Angst, nicht zu wissen, wie sich der Verbraucher verhält. Menschen, die nicht mehr zur Arbeit fahren, fahren auch nicht mehr am Verkaufsstand vorbei und nehmen auch nicht spontan ein Erdbeerschälchen oder Spargel mit.

Die Gastronomie steht für 36.000 t und damit für rund 30 % des Spargelverbrauchs in Deutschland. Diese Menge werden wir nicht woanders vermarkten können. Wir werden weniger ernten, aber auch auf einen deutlich geringeren Markt treffen. Die Frage ist, wie sich das auf den Preis auswirken wird.

Zweitens müssen wir die einheimischen Erntehelfer mit 9,35 € bezahlen und es ist fraglich, ob sich das mit den erzielten Verkaufspreisen überhaupt rechnet. Es gibt einfach so viele Unsicherheiten und wir wissen nicht, wie es ausgeht.

Unser erster Rat an die Betriebe: So viele europäische Erntehelfer zu bekommen wie möglich, was noch zum Teil über Polen funktioniert.

Der zweite Rat lautet, die osteuropäischen Erntehelfer, die bereits jetzt hier sind, maximal zu schützen vor den freiwilligen, inländischen Arbeitskräften, die nach Feierabend viele soziale Kontakte, auch zu potenziell Erkrankten, haben.

Wir haben Vorsorgepläne, die wir jetzt politisch streuen werden. Wir werden ein Konzept erstellen und uns dafür auch vom Robert Koch Institut ausrechnen lassen, was diese sozialen Kontakte inländischer Erntehelfer für ein Ansteckungspotenzial darstellen. Mit diesen wissenschaftsbasierten Argumenten planen wir, an das Gesundheits- und Außenministerium zu gehen.

Wir können doch unsere osteuropäischen SAK viel besser hier versorgen. Es gibt ja bereits Schnelltests, die innerhalb weniger Tage die Immunaktivität zeigen. Positiv Getestete müssen wir in Quarantäne beispielsweise in Landgasthöfen oder, wenn es geht, im Betrieb gut versorgen, so dass alle anderen gut weiterarbeiten können. Der Plan ist es, diese Schnelltests bereits in den Flugzeugen auszugeben, um Zeit zu sparen. So wollen wir die Politik überzeugen von einer weiterhin möglichen Beschäftigung osteuropäischer SAK.

Plan B: Es gibt bereits Betriebe, die mit Einheimischen im 4-h-Schichtbetrieb arbeiten. Das funktioniert für Arbeiten wie beispielsweise dem Tunnellüften, den Verkauf oder das Sortieren, also für Arbeiten, die keine Gefahr bergen, Pflanzen zu zerstören, oder sofort die Motivation wegen Überanstrengung zu verlieren. Die Osteuropäer können sich dann auf die eigentliche Erntearbeit konzentrieren. Das muss sich aber alles erst entwickeln.

Wir hoffen, dass die Politik dies versteht. Inländische SAK können nur ein ganz kleiner Baustein sein. Derzeit bekommen wir Antworten aus der Politik, die auf Plattformen wie „Das Land Hilft“ mit bereits 16.000 Hilfsbereiten, Asylanten und Arbeitslose verweisen. Aber das ist keine Lösung.

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