Abtropfverluste beim Pflanzenschutz: Elektrische Ladung „nagelt“ Tropfen an die Blätter
Verluste an Pflanzenschutz-Zubereitungen beim Ausbringen auf die Blattoberfläche von Nutzpflanzen sind nicht nur ökonomisch schmerzlich, sondern auch ökologisch bedenklich. Ohne entsprechende Zusätze landet ein beträchtlicher Anteil über Abtropfverluste auf dem Boden und birgt die Gefahr, über den Oberflächenabfluss in Gewässer zu gelangen.
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Wissenschaftler der US-amerikanischen Massachusetts University haben sich nun des Problems angenommen und eine Methode entwickelt, die helfen soll, die ausgebrachten Tropfen quasi an die Blätter zu „nageln“. Tenside werden bisher meist als Zusätze zu Pflanzenschutzmitteln eingesetzt; sie vermindern die Oberflächenspannung und sollen ebenfalls helfen, das Abtropfen zu vermindern. Die amerikanischen Wissenschaftler sind jedoch davon überzeugt, dass die Geschwindigkeit des Abtropfprozesses – sie sprechen von Millisekunden – bewirkt, dass die Tensidwirkung eigentlich zu spät einsetzt. Ihre Idee war es also, schneller zu sein.
Gegensätze ziehen sich an
Die Lösung: Zwei unterschiedliche Polymere, zugesetzt zu zwei verschiedenen Spritzbrühen bewirken, dass ein Teil der Lösung negativ, der andere Teil positiv aufgeladen wird. Durch diese gegensätzliche Ladung wird erreicht, dass die ansonsten eher wasserabstoßende Blattoberfläche plötzlich „hydrophil“, also wasseranziehend wirkt – der Schlüssel zur besseren Haftung der ausgebrachten Spritzflüssigkeit und zur Verminderung von Abtropfverlusten.
Der erwünschte Prozess beginnt bereits während Ausbringung und ist somit weitaus schneller, als Tenside wirken können, so die Wissenschaftler. Auf der Grundlage der Laborergebnisse schätzen sie, dass lediglich ein Zehntel der bisher ausgebrachten Spritzflüssigkeit benötigt werde.
Technisch sei die Umsetzung einfach: Jede herkömmliche Pflanzenschutzspritze könne mit zwei Tanks ausgestattet werden, um die Flüssigkeiten mit den unterschiedlichen Ladungen zeitgleich auszubringen. Da die Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem indischen Tata-Center for Technology erfolgte, sind die ersten Feldversuche mit Kleinbauern in Indien vorgesehen.
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