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Niedrigenergiegewächshaus: Transparente Tagesschirme beim Gurkenanbau sinnvoll

Der Einsatz von Energieschirmen in der Nacht ist heute in vielen Gewächshäusern bereits Standard und ermöglicht über eine Vegetationsperiode eine Energieeinsparung von ungefähr 30 %. Mit weiter steigenden Kosten für Heizmaterialien und der Verfügbarkeit von transparenten Energieschirmen wird die Nutzung von Schirmen auch am Tage interessant. Während sich die Energieeinsparung leicht abschätzen und messen lässt, gibt es für die Wirkung der damit verbundenen Lichtminderung kaum verlässliche Daten.
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Eine wiederholt für die Gewächshausgurke und andere Kulturen aufgestellte Faustregel besagt, dass eine Verringerung der auf den Pflanzenbestand auftreffenden Sonnenstrahlung um ein Prozent zu einem Ertragsverlust von einem Prozent führt. In einer niederländischen Studie (Literaturstudie und Befragung von Gärtnern) wurde für die Gurke ein Bereich von 0,6-1,2 % Ertragsverlust je 1 % Lichtminderung ermittelt. Die größeren Verluste traten bei geringer Sonnenstrahlung im Winterhalbjahr und die geringsten im Sommer bzw. in der vegetativen Wachstumsphase auf.

Wann ist es dann sinnvoll, den Energieschirm auch am Tage zu nutzen? In der Ertragsphase kann die Gewächshausgurke auch bei niedrigen Heizungssollwerten kultiviert werden und dabei können Heizkosten eingespart werden, ohne lichtbedingte Ertragsverluste zu induzieren. In den ersten Kulturwochen wirken sich dagegen niedrige Lufttemperaturen äußerst ungünstig aus. Sie bewirken eine Verzögerung der Pflanzenentwicklung und damit eine Verlängerung der ertragslosen Zeit. Hier könnte der Einsatz von Energieschirmen am Tage sinnvoll sein. Da diese Strategie aber im Winterhalbjahr zum Einsatz käme, wirken die oben genannten Aspekte: wenig Licht > hohe Verluste; vegetative Phase > geringe Verluste entgegengesetzt und die resultierenden Ertragsverluste sind nicht klar abzuschätzen. Deshalb wurden am Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau in Großbeeren Versuche durchgeführt, bei denen die Bestände in der Zeit der Bestandsetablierung schattiert wurden. Der Ertrag, welcher erst nach der Schattierphase einsetzte, war anfangs leicht verringert, in den folgenden Wochen nahm er jedoch bei den vorher schattierten Pflanzen weiter im Vergleich zu den unschattierten Pflanzen ab. Die Nutzung eines transparenten Energieschirms am Tage in den ersten fünf Anbauwochen im Januar/Februar würde zu einem Verlust von insgesamt 1-2 Gurken je Quadratmeter führen. Ein Vergleich von Erträgen und der Lichtintegrale über die gesamte beobachtete Vegetationsperiode von Januar bis Mai führt dann wieder zu der oben zitierten 1 %-Regel.

Bei einem Anteil der Heizkosten an den Produktionskosten von 20 % müsste dann ein Ertragsausfall von 1 % durch 5 % Heizkostenersparnis ökonomisch kompensiert werden, was eine Schirmnutzung am Tage beim Gurkenanbau in konventionellen Gewächshäusern nicht sinnvoll erscheinen lässt. Anders stellt es sich in Niedrigenergiegewächshäusern (z.B. ZINEG) mit Wärmegewinnung aus der Sonnenstrahlung am Tage, Zwischenspeicherung und Nutzung der gespeicherten Wärme für die Gewächshausbeheizung in der Nacht oder in Anlagen mit Niedertemperaturheizungen zur Nutzung von Abwärme dar. Hier ist die Alternative zur Schirmnutzung oft eine verringerte Lufttemperatur während der Blattflächenentwicklung. Die damit verbundenen Ertragsverzögerungen und –verluste können dann die schirmbedingten Verluste deutlich übertreffen. Hier ist dann der Einsatz von transparenten Schirmen sinnvoll. Es zeigt sich, dass Niedrigenergiegewächshäuser anders betrieben werden müssen als herkömmliche Anlagen, da es sich um neue andere technische Systeme handelt.

Weitere Informationen zum Forschungsverbund ZINEG finden Sie im Internet unter www.zineg.de. Darüber hinaus steht das KTBL auch für direkte Fragen zum ZINEG-Forschungsverbund zur Verfügung. Fragen zur beschriebenen Untersuchung beantwortet  Hans-Peter Kläring (klaering@igzev.de) vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau.
ZINEG

 

(c) Gemüse online, 27.4.12

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